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Politik: Diplomatische Ermittlungen

Frankreich will nach dem Tanker-Unglück jeden Konflikt mit Jemen vermeiden – schickt aber Terrorfahnder

Von Sabine Heimgärtner, Paris

Bei dem Bemühen um Aufklärung der Tanker-Explosion vor Jemen geht Frankreich diplomatisch, aber entschieden vor. Offenbar will die französische Regierung jeglichen Konflikt mit der Regierung von Jemen vermeiden – ein Land, das immer wieder im Zusammenhang mit den Staaten genannt wird, die islamistische Terroristen beherbergen. Mit seinem schnellen Urteil, es habe sich um einen Terroranschlag gehandelt, der französische Tanker „Limburg" sei von einem kleinen Boot voller Sprengstoff gerammt worden, wurde der französische Vizekonsul in Sanaa, Marcel Concalves, deshalb wenige Stunden nach dem Unglück zurückgepfiffen. Allerdings nahmen Sicherheitskräfte nach Informationen der Wochenzeitung „Yemen Times“ vom Montag in der Umgebung des Hafens El Schahr zahlreiche Verdächtige fest. Das Blatt berichtete außerdem unter Berufung auf Hafenangestellte, die Explosion sei durch eine Kollision mit „einem Objekt, einem kleinen Schiff oder einem Boot“ ausgelöst worden.

Frankreichs Außenminister Dominique de Villepin gab sich am Montag vorsichtig: „Zum jetzigen Zeitpunkt sind jegliche Äußerungen zur Unfallursache verfrüht, wir müssen die Ergebnisse der Untersuchung abwarten, keine Möglichkeit ist ausgeschlossen." Am Montagvormittag eröffnete aber die Antiterrorismus-Abteilung bei der Pariser Staatsanwaltschaft ein Untersuchungsverfahren.

Die französischen Medien berichteten am Montag ohne konkrete Angaben von Quellen, in den vergangenen Monaten habe es mehrere Warnungen vor Anschlägen auf internationale Öltanker gegeben. Die Angaben decken sich mit Zeitungsberichten über Warnungen amerikanischer Geheimdienste, wonach die Terrorgruppe Al Qaida seit etwa einem Monat Anschläge dieses Typs vorbereite, um dem Rohölhandel in der Region des Persischen Golfs Schaden zuzufügen.

Die arabische Zeitung „Al-Hayat“ schrieb am Montag unter Berufung auf Islamisten-Kreise in Pakistan, mit dem Anschlag auf den Öltanker habe die Terrororganisation von Osama bin Laden beweisen wollen, dass sie auch ein Jahr nach dem Beginn der US- Angriffe in Afghanistan immer noch aktiv sei. Nur wenige Stunden nach der Tanker-Explosion hatte der arabische Fernsehsender Al Dschasira eine angebliche Tonbandbotschaft Bin Ladens ausgestrahlt, in der er den USA mit neuen Anschlägen drohte, „wenn sie ihren Krieg gegen Araber und Moslems nicht einstellen“. Washington macht Al Qaida für den Anschlag auf den Zerstörer „USS-Cole“ im Hafen der südjemenitischen Stadt Aden vor zwei Jahren verantwortlich, wobei 17 US-Soldaten getötet worden waren. Damals hatte ein mit Sprengstoff beladenes Boot das US-Kriegsschiff gerammt. Al Qaida hatte sich in einem anderen kürzlich von Al Dschasira ausgestrahlten Video zu dem Anschlag auf die „Cole“ bekannt.

Im Laufe des Tages wurde noch eine französische Expertengruppe zur Untersuchung der Explosionsursache am Unglücksort vor der jemenitischen Küste erwartet. Zu den Experten gehören auch Mitarbeiter der Spionageabwehr.

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