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© dpa

Documenta: Beck stellt sich moderner Kunst

Kurt Beck hat auf seiner Sommerreise durch Deutschland heute die Documenta besucht. Besonders viel anfangen konnte der SPD-Chef mit der dargebotenen Kunst zwar nicht - wurde aber unversehens selbst zum Gesamtkunstwerk.

Mitten in Kassel hängt eine Rolle Papier im Baum. "Nicht abreißen", rät Kurt Beck. "Alles was hängt und flattert, könnte Kunst sein". Der SPD-Chef ist am Mittwoch zu Gast auf der Documenta 12, der weltweit bedeutendsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst.

Auf seiner Sommerreise durch Hamburg, Niedersachsen, Hessen und Thüringen meldet sich Beck in diesen Tagen auf der politischen Bühne zurück. Ungeachtet schlechter Umfragewerte demonstriert er nach seinem Fahrradurlaub an der Mosel gute Laune. Gemeinsam mit der hessischen SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti hat er eben den Stadtwerken Marburg einen Besuch abgestattet. Jetzt ist Kultur angesagt.

Hundert Minuten nimmt er sich Zeit für den Documenta-Rundgang, lässt sich von Roger M. Buergel die Werke erklären. Der Kurator spricht vom Prozessualen der Kunst, vom Moment des Dilettantismus und der Notwendigkeit, die Ausstellungsbesucher zum Kollabieren zu bringen, damit sie sich öffnen. Beck kollabiert nicht, er nickt aber freundlich.

Im Visier der Fotohandys

Volkstümliche Bemerkungen verkneift sich der sonst so leutselige rheinland-pfälzische Ministerpräsident im Tempel der modernen Kunst. Stattdessen sagt er Sätze wie: "Ich setze mich damit auseinander und versuche, die Dinge ohne Vorurteile auf mich einwirken zu lassen." Die Kunst sei "die Hefe im Teig", spricht Beck in die Mikrofone. Er warnt vor dem "Tanz ums goldene Kalb" und der "Gefahr, dass wir alles in unserem Leben ökonomisieren."

Die versammelten Kunstinteressierten aus aller Welt zücken ihre Fotohandys, wenn der SPD-Chef vorbeimarschiert. Auf der Documenta wird Beck so selbst zum Gesamtkunstwerk. Was ihn am meisten beeindruckt hat? "Je länger man durchgeht, desto mehr Eindrücke sind es, die man mitnimmt".

Plötzlich steht Buergel alleine da. Beck ist kurzerhand abgebogen und hat sich zu einer Gruppe junger Genossen gesellt, die für Ypsilanti Wahlkampf machen. Sie halten Plakate mit der Aufschrift hoch: "Jeder kann Koch abwählen". Ein allzu gutes Fotomotiv. Die Documenta muss warten. Aber nur kurz. "Jetzt gehn wir wieder zum anderen Teil der Kunst", sagt Beck und schreitet energisch neuen kreativen Herausforderungen entgegen.

Nikolaus Sedelmeier[dpa]

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