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Politik: Domino

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Kennt einer noch die Domino-Theorie? Am 7.

Von Robert Birnbaum

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Kennt einer noch die Domino-Theorie? Am 7. April 1954 hat US-Präsident Dwight D. Eisenhower ihr zu Prominenz verholfen. Wenn der Westen zulasse, dass Vietnam an die Kommunisten falle, dann werde Dominosteinen gleich ein Staat Südostasiens nach dem anderen kippen. Die Theorie hat sich als verhängnisvoll erwiesen und gilt seither als untauglich. Dabei könnte sie prima Dienste tun zur Erhellung eines Spiels hinter den Linden: dem Domino der Reaktionen. Ein Beispiel. Nehmen wir an, der CSU-Chef Stoiber hätte gesagt, dass die Grünen keine Schmuddelkinder mehr sind. Schon geht das Klackern los. Der Stoiber-Stein fällt gegen einen Grünen, der noch im Fallen ruft, der Stoiber könne ihm gestohlen bleiben. Das bringt einen aus der CDU aus dem Gleichgewicht, der in komplizierter Pirouette zu Boden geht: nichts gegen Bündnisse mit Grünen, aber höchstens in Ländern und aber keinesfalls in solchen, in denen demnächst gewählt wird. Als nächste fällt eine FDP-Generalsekretärin, die dabei vor Ekel aufquietscht. Dann nimmt der CSU-Landesgruppenchef Glos alles zurück mit den bösen Worten, solche wie die Herren Fischer und Trittin seien „Öko-Stalinisten“ und „ehemalige Terroristen“. Was Glos von Grünen den Titel „politischer Trunkenbold“ einträgt. Spätestens auf diesem Niveau ist die Kette zu Ende, alle stellen sich neu auf und warten auf den nächsten Anstoß. Nur einer durchbrach die Regel, dass dies ein ernstes Spiel sei. Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Beck erschien zum 50. Geburtstag des CSU-Kollegen Ramsauer mit einer Geschenktüte. Darin aneinander geschmiegt: schwarze Lakritzschlangen und grüne Weingummikröten.

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