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Die West-Fassade des Capitols ist bereits mit historischen US-Flaggen geschmückt. Dort wird Donald Trump am Freitag vereidigt.

© AFP

Drei Tage bis zum Präsidentenwechsel in den USA: Nur der Protest gegen Trump wird groß

Donald Trump plant eine bescheidene Amtseinführung: Ballkarten ab 50 Dollar, kurze Parade, wenig Stars. Größer wird der Aufmarsch gegen den US-Präsidenten. Eine Analyse.

Die Amtseinführung eines neuen Präsidenten ist für Amerika ein Hochamt der Demokratie. Organisation und Finanzierung sind nicht Sache des Staates. Es ist ein von der Gesellschaft getragenes und aus Spenden bezahltes Großereignis - mit Hunderttausenden Teilnehmern, im Extremfall können es auch mehr als zwei Millionen Menschen sein wie bei Barack Obamas Inauguration 2009.

Tausende mobile WC's als Sicherheitsrisiko

Die Amtseinführung ist auch eine logistische Herausforderung. Da ist, zum Beispiel, auch an die menschlichen Bedürfnisse der Zuschauer zu denken: provisorische Toilettenhäuschen in der Sicherheitszone auf der National Mall für Hunderttausende, samt des Entleerungsservices über mehrere Tage, der nicht zum Sicherheitsrisiko werden darf. 2009 fuhr auf jedem Transport ein Secret-Service-Agent mit.

Über sein Organisationskomitee drückt der neue Präsident der Inauguration seinen persönlichen Stempel auf. Und siehe da: Donald Trump kann auch bescheiden. Es ist nicht immer nur alles bombastisch und XXL. Bei Obamas erster Amtseinführung 2009 streckten sich die Feste über fünf Tage. Trump belässt es bei drei Tagen. Bill und Hillary Clinton tanzten auf 14 Inaugurationsbällen. Donald und Melania Trump wollen drei beehren.

Dank an die Arbeiter, die ihn gewählt haben

Ballkarten kosten gewöhnlich hunderte, wenn nicht tausende Dollar. Trump lässt Tickets ab 50 Dollar ausgeben - damit auch "die kleinen Leute" Zugang haben. Er denke dabei an an "Amerikaner aus der Arbeiterklasse, die seinen Sieg ermöglicht haben", sagt Boris Epshteyn, Sprecher des 350 Menschen starken Organisationskomitees. Und die traditionelle Parade, die den neuen Präsidenten vom Capitol, wo er unter freiem Himmel eingeschworen wird, zum Weißen Haus geleitet, ist nicht auf mehrere Stunden ausgerichtet, sondern auf 90 Minuten.

Auf dieser Strecke über die Pennsylvania Avenue NW dürfte Trumps Team eine kleine Überraschung vorbereiten. Die Parade führt vorbei am markanten Old Post Office Building, das Trump kürzlich zu einem Hotel umgebaut hat. Noch ist ein Geheimnis, wie es am Inaugurationstag beflaggt sein wird und ob ein Gag vorbereitet ist für den Moment, wenn Präsident Trump sein neuestes Immobilien-Juwel passiert. Früher war der offene Glockenturm des Gebäude der beste alternative Aussichtspunkt auf die Stadt neben dem Washington Monument, einem Obelisken, der als Wahrzeichen der Stadt gilt und dessen Spitze ebenfalls öffentlich zugänglich ist; die Karten sind freilich früh vergriffen.

Bus-Konvois der Trump-Gegner

Untypisch für Trump sei die demonstrative Bescheidenheit bei der Inauguration, meint die "Washington Post" und zitiert den Präsidenten-Historiker Timothy Naftali: "Die Amtseinführung spiegelt den Charakter, die Persönlichkeit und die Ziele der Person, die sich anschickt, in 1600 Pennsylvania Avenue" (die Adresse des Weißen Hauses) "einzuziehen. Ganz ohne Spektakel - das wäre nicht Trump."

Spektakel planen allerdings die Trump-Gegner. Für den Tag nach der Amtseinführung haben sie zu einem "Frauenmarsch auf Washington" aufgerufen. Und die Zahl der Anträge auf Sonder-Parkgenehmigungen für Busse ist höher als am Inaugurationstag, teilt die zuständige Behörde mit. Die diversen Proteste stellen die Sicherheitsbehörden vor eine Herausforderung.

Die Weltstars wollen nicht für ihn auftreten

Der Verzicht auf Glamour ist nicht in allen Belangen so ganz freiwillig. Die richtig großen Stars wollen Trumps Amtseinführung nicht mit künstlerischen Darbietungen aufwerten, streichen die Trump-kritischen US-Medien gerne heraus. Künstler haben sogar dazu aufgerufen, der Inauguration aus Protest fernzubleiben. Als Beispiele für die lange Liste prominenter Absagen werden Elton John, Celine Dion and die Rock-Band Kiss genannt. Worauf der Sprecher des Organisationskomitees Epshteyn spitz erwidert: "Absage" sei eine falsche Beschreibung. Die Betreffenden seien nie gefragt worden. So oder so ist das Ausbleiben der Weltstars ein Kontrast zu dem Open-Air-Konzert am Lincoln Memorial bei Obamas Amtseinführung.

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