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Dreikönigstreffen: Kritik an Westerwelles "One-Man-Show"

Unruhe vor dem Dreikönigstreffen: In der FDP mehren sich die Rufe nach einem neuen Führungsstil. Westerwelles "One-Man-Show" gerät parteiintern unter Beschuss.

Der frühere Partei- und Fraktionschef Wolfgang Gerhardt hat die Debatte mit der Vorlage eines 18-Punkte-Strategiepapiers entfacht. Darin fordert er, die "liberalen Kernthemen" wie Marktwirtschaft, Bildung, Außenpolitik und Bürgerrechte besser als bisher zu präsentieren. In Interviews kritisiert er darüber hinaus die "One-Man-Show" von Parteichef Guido Westerwelle.

Westerwelle weist jegliche Kritik zurück

Westerwelle weist die Kritik zurück: "Die Arbeit der FDP kann so schlecht nicht sein, wenn wir bei den Wahlen regelmäßig hinzugewinnen." Zugleich betont er, er wolle sich auf dem Stuttgarter Dreikönigstreffen am Sonntag vorrangig mit den liberalen Alternativen zur Regierungskoalition befassen. Das Jahr 2008 müsse aus Sicht der FDP das Jahr der Leistungsgerechtigkeit werden.

Der Parteichef verweist darauf, dass in der FDP immer inhaltlich diskutiert werde: "Ich habe nicht die Absicht, das zu ändern, auch wenn ich jetzt als Vorsitzender gelegentlich manchmal die Stirn runzele." Westerwelle fügt hinzu, er entscheide sich nicht für den Streit, sondern für die Geschlossenheit der Partei.

Pieper will Sympathiefaktor erhöhen

Die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende, Cornelia Pieper, fordert ihre Partei auf, in der Öffentlichkeit sympathischer aufzutreten. "Wir sollten Sympathiefaktoren mehr nach außen vermitteln durch zusätzliche Personen und durch eine breitere Themenpalette", betont sie.

Der Chef der Jungen Liberalen, Johannes Vogel, hebt hervor, in der Debatte um Mindestlöhne und Gerechtigkeit, in der Außenpolitik und in der Klimapolitik seien die Liberalen zu wenig mit ihren Konzepten präsent. "Unsere personelle Aufstellung ist nicht so optimal, wie sie sein könnte", fügt er hinzu. Hierfür sei nicht nur der Vorsitzende, sondern das ganze Parteipräsidium verantwortlich.

Lambsdorff sieht keinerlei Konflikte zwischen Westerwelle und Gerhardt

Der FDP-Ehrenvorsitzende Otto Graf Lambsdorff sagt, er sehe in Gerhardts Strategiepapier "keinen Angriff auf irgendjemanden". Zugleich fragt Lambsdorff, warum sollten Gerhardt und Westerwelle, die zwar jahrelang zusammengearbeitet, aber auch verschiedene Positionen eingenommen haben, nun plötzlich herzliche Freunde geworden sein. Wesentlich sei, der Partei eine bessere Ausgangsposition für die anstehenden Landtagswahlen und für die Bundestagswahl zu schaffen. Da würden beide am gleichen Strang ziehen.

Leutheusser-Schnarrenberger: Vorwürfe bringen nichts

Der Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hanns-Eberhard Schleyer, rät der FDP ebenfalls zu einer Verbreiterung ihres personellen Angebots. Die Arbeit sollte sich aber "auf mehr Schultern verteilen", sagt er.

Dagegen kritisiert FDP-Fraktionsvize Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Gerhardts Vorgehen. "Er hat sich über lange Monate überhaupt nicht in der Politik zu Wort gemeldet", sagt sie mit Blick auf seine Forderungen. Eine inhaltliche Positionierung sei richtig. "Aber alles, was jetzt dazu führt, dass wir hier verdeckte Personaldebatten führen oder Vorwürfe machen, das bringt uns überhaupt nichts." (mit ddp/med/ade)

Mey Dudin

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