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Die südkoreanische Präsidentin gilt als hartgesottener Politprofi.

© dpa

Drohungen Nordkoreas mit der Atombombe: Die südkoreanische Präsidentin ist eine ebenbürtige Gegnerin für Nordkoreas Diktator

Die neue südkoreanische Präsidentin Park Geun-Hye ist zwar erst seit sechs Wochen im Amt, sie kennt das politische Geschäft aber seit ihrer Kindheit. Beobachter gehen davon aus, dass sie dem nordkoreanischen Staatschef mehr als ebenbürtig ist.

Für die neue südkoreanische Präsidentin sind die Herausforderungen groß: Park Geun-Hye sieht sich derzeit gezwungen, auf Nordkoreas jüngste Provokationen zu reagieren. Außerdem bereitet sie sich auf den anstehenden Besuch des US-Außenministers John Kerry vor, und auch das innenpolitische Tagesgeschäft muss erledigt werden. Park ist gerade dabei, eine Initiative zur strengeren Ahndung von Wirtschaftskriminalität zu starten, und muss nebenbei ihr Land vor einer erneuten Vogelgrippe-Epidemie schützen, die momentan in der Region grassiert. Dass Park auch in Zeiten des Krisenmanagements innenpolitische Themen nicht vernachlässigt, sendet beruhigende Signale an die südkoreanische Bevölkerung aus. Wenn die Präsidentin suggeriert, dass es keinen Grund zur Panik gibt, fällt es auch den Bürgern Südkoreas leichter, ihren alltäglichen Pflichten nachzugehen.

Während in Seoul Gelassenheit demonstriert wird, steigt das internationale Medieninteresse an Präsidentin Park. Viele fragen sich, ob eine Präsidentin, die erst seit rund sechs Wochen im Amt ist, der Lage überhaupt gewachsen sein kann. Beobachter der südkoreanischen Politik gehen jedoch davon aus, dass die lächelnde ältere Dame im schlichten Hosenanzug dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-Un mehr als ebenbürtig ist.

Südkoreas erstes weibliches Staatsoberhaupt mag zwar neu im Amt sein, doch sie ist nicht neu in der Spitzenpolitik. Park Geun-Hye ist eine erfahrene Berufspolitikerin, die ihr Metier von klein auf gelernt hat. Als Park am 25. Februar in den südkoreanischen Präsidentenpalast einzog, bedeutete das für sie auch die Rückkehr in das Haus ihrer Kindheit.

Die 61-Jährige ist die Tochter von Park Chung-Hee, der von 1961 bis 1979 Südkorea als Militärdiktator regierte. Park Chung-Hees Ehefrau Yuk Young-Soo wurde 1974 von einem nordkoreanischen Attentäter erschossen, bei einem Anschlag, der ihrem Mann gegolten hatte. Nach dem Tod ihrer Mutter übernahm die damals 22-jährige Park Geun-Hye die Rolle der First Lady. In Südkorea wird Park Geun-Hye von vielen wegen ihrer Familiengeschichte als tragische Figur angesehen, denn auch ihr Vater fiel im Oktober 1979 einem Attentat zum Opfer.

Die südkoreanische Präsidentin ist ein hartgesottener Politprofi

Die Legende besagt, dass die 27-jährige Park Geun-Hye auf die Nachricht vom Tod ihres Vaters zuerst nur mit der Frage: „Ist die Grenze dicht?“ reagiert haben soll. In den chaotischen Stunden nach der Ermordung Park Chung-Hees hätte Südkorea einem nordkoreanischen Angriff kaum standhalten können. Ob diese Anekdote nur zur Legendenbildung um die Familie Park gehört oder der Wahrheit entspricht, tut nicht viel zur Sache. In Südkorea wird die recht unemotionale Reaktion auf den Tod des Vaters eher als Beweis dafür angesehen, dass Park Geun-Hye ein hartgesottener Politprofi ist, der in jeder Situation das Gesamtbild im Auge behält und private Interessen zurückstellt.

Dass ausgerechnet die Tochter des Diktators am 19. Dezember 2012 mit einer knappen Mehrheit die Präsidentschaftswahl gewann, wurde in Südkorea wesentlich weniger kontrovers diskutiert, als man es sich in Deutschland vorstellen mag. Im heutigen Südkorea wird die Militärdiktatur Park Chung-Hees nicht ausschließlich negativ gewertet, da Park als der Begründer des koreanischen Wirtschaftswunders gilt. Als Park Anfang der 1960er Jahre in Südkorea an die Macht kam, galt Nordkorea als der wirtschaftlich stärkere Akteur auf der koreanischen Halbinsel. Südkorea war ein Entwicklungsland, das sich erst zu einem Tigerstaat wandelte, als Park sich vehement für eine exportorientierte Industrialisierung einsetzte.

Die politische Vergangenheit der Familie Park wurde im vergangenen Herbst im Wahlkampf von Park Geun-Hyes Gegenkandidaten durchaus thematisiert. Um die Bedenken der Wähler auszuräumen, gab Park Geun-Hye im September 2012 eine Erklärung ab, in der sie sich persönlich für Menschenrechtsverletzungen unter der Herrschaft ihres Vaters entschuldigte.

Tatsächlich hat Parks familiärer Hintergrund ihr an der Wahlurne eher Stimmen eingebracht als Wähler verschreckt. In der patriarchalischen Gesellschaft Südkoreas überzeugte Parks langjährige politische Erfahrung und die Verbindung zu ihrem Vater vor allem konservative Männer, die ihre Stimme sonst nie einer Frau gegeben hätten.

Auch in der momentanen Krisensituation kommt Park Geun-Hye ihre langjährige politische Erfahrung – als First Lady, als Parlamentarierin und als Vorsitzende der konservativen Partei – zugute. Obwohl der Beginn von Parks Amtszeit von politischen Differenzen mit der Opposition und den Nominierungen umstrittener Kabinettsmitglieder überschattet war, traut man in Südkorea der Präsidentin zu, dass sie das Land unbeschadet aus der Krise führen kann.

Vielleicht schafft es Park Geun-Hye auch, die momentane Krise zu nutzen, um Südkorea aus der Opferrolle herauszukatapultieren. Denn in den Augen der Weltöffentlichkeit erscheint Südkorea viel zu oft als das schicksalsergebene Opfer, das den Launen Nordkoreas ausgesetzt ist.

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