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Politik: Drum prüfe, wer sich an Riester bindet

So kompliziert kann die Riester-Rente doch gar nicht sein. Wenn schon der Kaffeeröster Tchibo zum Versicherungsagenten wird, ist der Abschluss eines Rentenvertrages nicht schwieriger als die Wahl zwischen "Sana" und "Gala".

So kompliziert kann die Riester-Rente doch gar nicht sein. Wenn schon der Kaffeeröster Tchibo zum Versicherungsagenten wird, ist der Abschluss eines Rentenvertrages nicht schwieriger als die Wahl zwischen "Sana" und "Gala". Könnte man meinen. Stimmt aber nicht. Denn wer beim falschen Versicherer unterschreibt, hat kaum Chancen, später zu einem günstigeren Anbieter zu gehen. Hohe Abschluss- und Stornokosten machen einen Wechsel praktisch unmöglich, warnt Hans-Peter Schwintowski, Professor für Bank- und Versicherungsrecht an der Humboldt-Universität: "Der Kunde hat keine Chance, das Geld, das er verliert, beim neuen Versicherer wieder einzuspielen".

Wer einen Riester-Vertrag bei einer Lebensversicherung schließt, muss zunächst Abschlusskosten zahlen. Diese liegen zwischen vier und sechs Prozent der Versicherungssumme und gehen meist für die Vertreterprovision drauf. Hinzu kommen noch die Stornokosten, die bei Kündigung des Vertrags anfallen. Sie betragen in der Praxis zwischen zwei und zehn Prozent des Kapitals, das man bis zum Ausstieg angespart hat. Doch wie viel Geld der Kunde im Einzelfall abschreiben muss, kann er vorher oft nicht absehen. In vielen Versicherungsverträgen ist lapidar von "angemessenen Stornokosten" die Rede. "Der Wettbewerb bei der Riester-Rente funktioniert nicht, weil der Ausstieg zu teuer wird", sagt Schwintowski.

Auch der Wechsel von einer bereits bestehenden, klassischen Lebensversicherung zu einer Riester-Rente funktioniert oft nicht. Viele Versicherer würden auf Stornokosten nur verzichten, wenn man den Riester-Vertrag beim selben Anbieter abschließe. Sonst muss man zahlen. "Der Umstieg kostet dann mehr als er bringt", kritisiert Schwintowski. Außerdem treffen beim fliegenden Wechsel von einer herkömmlichen Lebensversicherung zur Riester-Rente zwei verschiedene Systeme aufeinander. Riester-Produkte werden während der Einzahlungsphase steuerlich begünstigt und mit staatlichen Zuschüssen subventioniert, dafür muss man die Rente später versteuern. Dagegen sind bei klassischen Lebensversicherungen die Kapitalerträge nach zehn Jahren steuerfrei. Auf diesen Vorteil verzichtet man, wenn man seine bestehende Police auf ein neues Riester-Produkt umschreiben lässt.

Kunden sollten vor allem eines tun: warten. Da sind sich alle Verbraucherschützer einig. Denn noch gibt es keine verlässlichen Untersuchungen darüber, wie gut die Produkte der einzelnen Versicherer sind. Das gilt auch für den Versicherungskonzern Axa, mit dem Tchibo zusammenarbeitet. Zur Eile besteht aber kein Anlass. Auch wer noch im Dezember unterschreibt, bekommt die volle Förderung für das laufende Jahr. Und kann bis dahin abwarten und Tee trinken. Oder Kaffee.

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