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Politik: Ein deutscher Chemiekonzern und der Regenwald

Berlin - Die Nachricht klingt unspektakulär: Mitte Oktober wird zum ersten Mal nachhaltig produziertes Palmöl auf den europäischen Makt kommen. Doch die Bedeutung für die deutschen und europäischen Klimaschutzpläne ist groß.

Berlin - Die Nachricht klingt unspektakulär: Mitte Oktober wird zum ersten Mal nachhaltig produziertes Palmöl auf den europäischen Makt kommen. Doch die Bedeutung für die deutschen und europäischen Klimaschutzpläne ist groß.

Seit Anfang der achtziger Jahre ist die Bedeutung von Palmöl stetig gewachsen. Im Jahr 2007 hat es Sojaöl als wichtigstes Pflanzenöl mit rund 42 Millionen Tonnen Weltproduktion abgelöst. Mit fatalen Folgen für die Regenwälder in Malaysia und vor allem Indonesien, wo immer mehr Sumpfregenwälder abgeholzt werden, um Palmölplantagen anzulegen. Die Klimabilanz ist verheerend.

Für die Bundesregierung und die Europäische Komission bleibt Biosprit dennoch ein „wichtiger Bestandteil der Klimastrategie“. Das betonten am Montag in Berlin sowohl Klaus Dieter Borchardt für die EU-Kommission als auch Clemens Neumann vom Agrarministerium. Um die Beimischungsquote von zehn Prozent für Biotreibstoffe bis 2020 zu halten, obwohl die Klimabilanz bisher negativ ist, arbeitet die EU an Nachhaltigkeitskriterien für den Anbau von Biosprit.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat jedoch schnell erkannt, dass er mit einer Zertifizierung von Biosprit allein das Problem nicht in den Griff bekommen kann. Gerade Palmöl kommt in einer Vielzahl von Anwendungen zum Einsatz. Es wird etwa zu Margarine verarbeitet; Palmkernöl fließt zu 70 Prozent in die Chemie- und Kosmetikindustrie. Zudem wird immer mehr Palmöl zu Biotreibstoffen verarbeitet. Es wird zu Biodiesel raffiniert und dem Sprit beigemischt, oder direkt zur Stromerzeugung eingesetzt.

Die Dynamik der Biospritdebatte hat nun der Runde Tisch zum nachhaltigen Anbau von Palmöl (RSPO), den die Umweltstiftung WWF vor fünf Jahren angestoßen hat, genutzt, um von der Theorie in die Praxis zu kommen. Einer der ersten Kunden ist der Waschmittelkonzern Henkel, der Zertifikate für nachhaltig produziertes Palmkernöl erworben hat. Die daraus gewonnenen Tenside (waschaktive Substanzen) kauft Henkel für sein neues Produkt „Terra Activ“ ein. Roland Schröder, der bei Henkel für Waschmittel und für Nachhaltigkeit zuständig ist, beschreibt das Ziel: „Wir hoffen, dass wir in der Lage sind, den Markt zu drehen.“ Bis 2012 wünscht sich der WWF, dass nur noch nachhaltig erzeugtes Palmöl auf den Markt kommen wird. Dagmar Dehmer

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