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Politik: Ein Halm im Wind

Die Demoskopen messen die Stimmung der Wähler – und die war selten so launisch wie in diesem Bundestagswahlkampf

In keinem Bundestagswahlkampf seit 1949 hat die Demoskopie eine solch zentrale Rolle gespielt wie in diesem Jahr. Fast täglich gab es zuletzt Umfragen eines der fünf großen Institute. „Sonntagsfrage" könnte zum Wort des Jahres werden. Die Schwankungen in der Stimmung der Wahlbürger waren 2002 erheblich. So schwankten die Ergebnisse der einzelnen Instituten, auch wenn am Ende die Prognosen relativ einheitlich waren. Nur das Institut für Demoskopie Allensbach fiel etwas aus dem Rahmen. Es sah lange Zeit die Union deutlich in Führung, auch noch, als die anderen Institute schon eine Annäherung der großen Parteien erkannten. Noch Ende August ergaben die Allensbach-Erhebungen 40,1 Prozent für die Union, 32,9 für die SPD. Immerhin aber kamen die Allensbacher vor vier Jahren dem Ergebnis am nächsten, vor allem, weil sie damals die Union konstant deutlich hinter der SPD sahen. Infratest lag 1998 bei allen Parteien außer der Union sehr nahe dran.

In einem sind sich alle Institute einig: Die „Rohdaten", also die tatsächlichen Antworten der Befragten, geben die Wirklichkeit nicht korrekt wieder. Daher gewichten sie diese Daten. Die Forschungsgruppe Wahlen, spezialisiert auf Politikthemen, veröffentlicht beide Erkenntnisse: die Sonntagsfrage in Form der "politischen Stimmung", die gewichtete Version als "Projektion". Und die politische Stimmung, das zeigen die Zahlen, ist ein Halm im Wind. So maß die FG Wahlen am 26. Juli für die Union 43 Prozent, für die SPD 35 Prozent (die Projektion ergab dann ein Verhältnis von 41 zu 36). Am 13.9. war die Stimmung gekippt: 35 Prozent für die Union, 45 für die SPD (in der Projektion: 37 zu 40). Die Stimmung für die FDP schwankte in den Monaten vor der Wahl zwischen 7 und 12 Prozent. Albert Funk

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