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Politik: Ein Krieg gegen edle Weine

Verhalten der US-Verbraucher macht Frankreichs Firmen zu schaffen

Erst nahmen sie es mit Humor, dann auf die leichte Schulter. Zwei Monate, nachdem US-Verbraucher begonnen haben, Waren aus dem Land der „Kriegsverweigerer“ zu ignorieren, wird es nun allerdings vor allem für kleinere französische Firmen in Amerika und etliche große Exportunternehmen brenzlig. Aufgeschreckt von einer US-Umfrage, wonach fast die Hälfte der Amerikaner bereit sind, französische Waren durch Produkte aus anderen Ländern zu ersetzen, wettert der Chef der französischen Industrie- und Handelskammer, Ernest-Antoine Seillière: „Schluss mit dem Krieg gegen unsere Parfums, Joghurts und Flugzeuge.“

Von der Konsumverweigerung ist vor allem die Lebensmittelbranche betroffen. Fette Gänseleber, feine Käsesorten, edle Weine und zarte Trüffel – das Geschäft stockt. „Wie lange soll das noch so weitergehen“, fragte der Geschäftsführer der in den USA alteingesessenen Delikatessen-Kette „Monsieur Touton Selection“ in einem verzweifelten Brief an Frankreichs UN-Botschafter. Seine Bilanz: Umsatzeinbußen von 500 000 Dollar allein im März.

Fast alle Geschäftsleute, die in Amerika mit Produkten „Made in France“ ihr Geld verdienen, haben sich unterdessen Tricks ausgedacht, den Boykott ins Leere laufen zu lassen. Das New Yorker Hotel Marriott ließ in seinen Restaurants flugs die Speisekarte neu drucken, unter Vermeidung jeglichen französischen Feinschmeckervokabulars: „chicken in wine“ heißt nun der berühmte „coq au vin“.

Sabine Heimgärtner[Paris]

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