zum Hauptinhalt

Politik: Ein Kristall fürs Rote Kreuz?

Zusätzliches Emblem soll israelischem Hilfsdienst den Beitritt ermöglichen

Kaum ein anderes Symbol schafft weltweit mehr Vertrauen als das Rote Kreuz. Auf Kriegsschauplätzen, in Gefangenenlagern und bei Naturkatastrophen: Die Rot-Kreuz-Helfer gelten als neutral, engagiert und verschwiegen. Zusammen mit den Schwestergesellschaften vom Roten Halbmond formen die Rotkreuzgesellschaften eine internationale Bewegung der Humanität.

Jetzt aber will eine diplomatische Konferenz in Genf ein zusätzliches Emblem schaffen: Einen roten Kristall auf weißem Grund. Am Dienstag sollte in der Heimatstadt des Roten Kreuzes die Entscheidung fallen. Wenn die Vertragsstaaten der Genfer Konventionen das Zusatzprotokoll über den Kristall annehmen, dann hätte die Bewegung zum ersten Mal seit 1929 ein weiteres Emblem. Damals wurden neben dem Kreuz der Halbmond und der Rote Löwe mit Sonne anerkannt.

Der Kristall soll den Weg frei machen für eine Mitgliedschaft des israelischen Hilfsdienstes Roter Schild Davids: Magen David Adom. „Die Israelis könnten schon im nächsten Jahr dabei sein“, sagt der Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Ian Piper. Diplomaten betonen, dass eine Mitgliedschaft des Roten Schild Davids auch den Versöhnungsprozess Israels mit islamischen Ländern Impulse geben könnte. Allerdings bestand in Genf die Gefahr, dass die Einigung an einem Konflikt Syriens mit Israel über die Golanhöhen scheitert.

Seit 60 Jahren wollen die muslimisch geprägten Staaten die Israelis draußen lassen: Der Davidstern, so ihre Argumentation, sei das Symbol des Zionismus. Andererseits weigern sich die Israelis, unter einem der anerkannten Zeichen wie dem Roten Kreuz zu arbeiten.

Der Kristall zeigt den Ausweg aus dem Dilemma: Die Israelis sollen das neue Emblem nutzen. Sie dürfen ihren Davidstern in den Kristall legen. Dieser Kompromiss soll innerhalb der israelischen Grenzen von 1967 gelten. Außerhalb der anerkannten Grenzen Israels müsste Magen David Adom auf den Davidstern verzichten. In den besetzten Gebieten der Palästinenser könnten sie jedoch eine Spezialregelung mit dem dortigen Hilfsdienst treffen. Der Kristall, so versichern seine Erfinder von der Rot-Kreuz-Bewegung, berge keinen nationalen, religiösen oder politischen Zündstoff.

Israels Botschafter bei den Internationalen Organisationen in Genf, Jitzchak Levanon, begrüßte den Kompromiss.

Jan Dirk Herbermann[Genf]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false