zum Hauptinhalt
Verstrickt oder nur verwickelt? Der Generalsekretär des Elysée-Palastes, Jean-Pierre Jouyet.

© AFP

Pikante Affäre in Frankreich: Ein verhängnisvolles Mittagessen

Hat er oder hat er nicht? Jean-Pierre Jouyet, der Generalsekretär des Elysée-Palastes und enger Berater des sozialistischen Präsidenten Francois Hollande, soll von einem Oppositionspolitiker gegen dessen innerparteilichen Konkurrenten, Nicolas Sarkozy, angestachelt worden sein.

Einer lügt. Francois Fillon oder Jean-Pierre Jouyet. Frankreichs Regierungschef unter dem konservativen ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy und Jean-Pierre Jouyet, Generalsekretär des Elysée-Palastes und enger Berater des heutigen sozialistischen Präsidenten Francois Hollande, sind die Protagonisten in einem Intrigenstück, das das politische Paris derzeit in Atem hält. Beide kennen und schätzen sich. In Fillons Regierung war Jouyet zum Verdruss Hollandes eine Zeit lang sogar Staatssekretär für Europafragen. Beide vereint aber auch ein Hass auf Sarkozy.
Wie die Zeitung „Le Monde“ berichtete, trafen sich Fillon und Jouyet am 24. Juni in einem Pariser Restaurant. Im Verlauf des Essens soll Fillon, der 2017 als Kandidat der Rechten zur Präsidentenwahl antreten will, seinem Duz-Freund Jouyet seine Sorgen über die seinerzeit erst noch bevorstehende Rückkehr Sarkozys auf die politische Szene dargelegt haben. Um den Plan des Ex-Präsidenten zu durchkreuzen, der sich anschickt, Ende dieses Monats die Führung der konservativen Oppositionspartei UMP als Sprungbrett für seine eigene Kandidatur 2017 zu übernehmen, soll Fillon gefordert haben, die Ermittlungen der Justiz gegen den in verschiedene Affären, darunter illegale Finanzierungen seines letzten Wahlkampfs, verstrickten Sarkozy zu beschleunigen. „Wenn ihr nicht schnell handelt, lasst ihr zu, dass er zurückkehrt“, soll er insistiert haben. Man müsse ihm (Sarkozy) „die Pfoten brechen“.

Erst bestritt Jouyet den Bericht, dann widerrief er seine Aussage

Ihren Bericht stützt „Le Monde“ auf ein Gespräch zwischen Jouyet und zwei Reportern der Zeitung. Fillon dementierte sofort, die Exekutive zur Einflussnahme auf die Justiz gedrängt zu haben. Auch Jouyet bestritt den Bericht. Doch dann widerrief er seine Aussage, als die Zeitung auf Tonbänder verwies, auf denen die Journalisten das Interview mit ihm aufgezeichnet hatten. In dem Gespräch sei zwar die Rede von Sarkozys Affären gewesen, ließ er erklären, er habe aber Fillons Forderung, die Richter zur Eile anzutreiben, unter Verweis auf die Unabhängigkeit der Justiz angelehnt. Ansonsten: „kein Kommentar“. Jouyets halbes Dementi seines Dementis lässt vieles offen. Der Ex-Premier sieht sich jedenfalls als „Opfer eines Komplotts“ und bezichtigte den Generalsekretär des Elysée als „Lügner“. Wem also glauben? Marine Le Pen, die Chefin der Nationalen Front, bringt’s auf ihren Punkt: „Für diese Leute ist Politik doch nur eine Schlammschlacht.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false