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Abgang von der Bühne? Amerikas Wahlmänner entscheiden an diesem Montag, ob Donald Trump Präsident wird.

© picture alliance / AP Images

Electoral College: Werden die Wahlmänner Trump zum Präsidenten machen?

Am Montag tritt das Electoral College zusammen, um Donald Trump zum Präsidenten zu küren. Abweichler schüren Spekulationen in den USA. Eine Analyse.

Kann das Wahlergebnis doch noch kippen? Bisher hatten "nur" die Wähler das Wort. Offiziell wird die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten aber erst, wenn das so genannte "Electoral College", das Gremium der Wahlmänner, diese Kür zum Staatsoberhaupt vollzieht. Auch wenn die Namen der Präsidentschaftskandidaten am Wahltag, dem 8. November, auf den papiernen und elektronischen Stimmzetteln standen, haben die Wähler formal nur Mitbürger ihres Vertrauens gewählt, die ihren Staat im Electoral College vertreten sollen. Und dieses eigentliche Wahlgremium für die Präsidentschaft tritt an diesem Montag zusammen.

Gespannte Ruhe zu Beginn der Weihnachtspause

So mehren sich nun die spekulativen Fragen in den USA, ob es vielleicht doch noch eine Sensation gibt? Eine Revolte erwartet zwar niemand ernsthaft. Aber wer kann da schon sicher sein nach dem außergewöhnlichen Verlauf dieses Wahljahrs? Barack Obama und Donald Trump haben sich bereits in den Weihnachtsurlaub verabschiedet, die Obamas nach Hawaii, die Trumps nach Mar-a-Lago, seinen Golfclub mit Privatresidenz in Palm Beach, Florida. Hillary Clinton hat Wladimir Putin eine Mitschuld an ihrer Niederlage gegeben, rechnet aber offenkundig auch nicht mit einer Wende.

Der Auftrag an die 538 Wahlmänner wird gemeinhin wie ein imperatives Mandat verstanden. Sie sollen nur vollziehen, was die US-Wähler entschieden haben. Tatsächlich ist es aber kein imperatives Mandat. Und es gibt keine Sanktionen, falls Wahlmänner - oder Wahlfrauen - anders handeln, als ihnen aufgetragen wurde.

Sieben Wahlmänner haben abweichende Voten angekündigt

Sieben der 538 Wahlmänner haben bereits erklärt, dass sie von ihrem Auftrag, für Trump zu stimmen, abweichen werden. Sie nennen sich "Faithless Electors". Auf dem Papier hat Trump 306 Wahlmännerstimmen, Hillary Clinton 232, da machen sieben Abweichler keinen großen Unterschied.

Republikanische Wahlmänner und -frauen berichten aber von zahlreichen Aufrufen per Email, Brief und auf anderen Wegen, sie sollten überdenken, ob sie wirklich für Trump stimmen können. Zehn Wahlmänner haben um nähere Aufklärung durch die Geheimdienste gebeten, ob die russischen Versuche der Einflussnahme die Wahl möglicherweise entschieden haben. Es handelt sich allerdings zum Großteil um Demokraten, die ohnehin für Clinton stimmen sollen.

Russlands Rolle verstärkt die Zweifel an Trumps Wahl

Die Zweifel, welche Rolle russische Manipulationsversuche im Wahlkampf gespielt haben, halten aber auch unter republikanischen Senatoren und Abgeordneten an. Der Kongress wird einen Untersuchungsausschuss einrichten. Präsident Obama hat bei der letzten Pressekonferenz vor der Weihnachtspause am Freitag erläutert, dass er lange von der gezielten russischen Einflussnahme wusste und Putin im September mit Gegenmaßnahmen gedroht habe.

Nun analysieren US-Medien mit guten Verbindungen in Geheimdienstkreise, welche Optionen ein US-Präsident überhaupt hätte und wie zweischneidig sie wären. Außen- und Sicherheitspolitik ist im Detail eben doch komplexer, als es in der öffentlichen Debatte ihren Anschein hat.

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