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Politik: Endspurt zum Elysée

Beim TV-Duell vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich versucht Ségolène Royal, den Favoriten Sarkozy in die Enge zu treiben

Höflich im Ton, aber hart in der Sache konfrontierten Nicolas Sarkozy und Ségolène Royal am Mittwochabend in einem TV-Duell vor der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl am Sonntag ein Millionenpublikum mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen über die Zukunft Frankreichs. Zunächst bemühte sich Sarkozy, der Kandidat der konservativen Regierungspartei UMP, mit Aussagen zu seinem Wahlprogramm auf die Fragen der beiden Moderatoren zu antworten. Dagegen versuchte die sozialistische Bewerberin Royal, den früheren Innenminister mit Kritik an der Bilanz der scheidenden Regierung bei der Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie der öffentlichen Sicherheit gleich zu Beginn der Debatte in die Enge zu treiben. Vier Tage vor der entscheidenden Abstimmungsrunde erreichte der Wahlkampf mit dem vor mehr als 20 Millionen Fernsehzuschauern geführten direkten Schlagabtausch der beiden Konkurrenten seinen Höhepunkt.

Royal, die in einem dunklen Kostüm mit heller Bluse erschien, und Sarkozy – im dunkelblauen Anzug mit hellblauem Hemd – saßen sich an einem zwei Meter breiten Tisch gegenüber. Nach einem Losentscheid ergriff Sarkozy als erster das Wort in der zweistündigen Sendung, die von den Sendern TF 1 und France 2 ab 21 Uhr direkt übertragen wurde.

Nach einer am Mittwoch veröffentlichten neuen Umfrage des Instituts BVA lag Sarkozy mit 52 Prozent vor Royal, die in der Umfrage auf 48 Prozent kam. Dies Ergebnis bestätigte die in allen bisherigen Umfragen festgestellte Favoritenrolle des UMP-Kandidaten gegenüber seiner sozialistischen Herausforderin, zeigte jedoch im Vergleich mit einer Erhebung desselben Instituts vor einer Woche einen leichten Rückgang seines Vorsprungs um einen Prozentpunkt. Elf Prozent der Befragten äußerten sich noch unentschlossen. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS-Sofres gaben 82 Prozent an, sie wüssten bereits, wen sie am Sonntag wählen würden. Nach einer Ipsos-Umfrage verbesserte Sarkozy seinen Vorsprung von vor einer Woche um einen Punkt auf 53 Prozent.

Vor diesem Hintergrund hatten die Franzosen der TV-Debatte der beiden Kontrahenten mit großer Spannung entgegengesehen. Meinungsforscher, Politologen und Medienfachleute wiesen zwar darauf hin, dass von ihrem Verlauf Umwälzungen in der Stimmungslage der Wähler kaum zu erwarten seien. Dazu wurde an die Debatten bei früheren Präsidentenwahlen erinnert. Deren Ausgang hätten bestehende Tendenzen zumeist nur bestätigt, nicht aber noch umgekehrt. Der frühere Präsident Valéry Giscard d’Estaing wies der Debatte allerdings eine „entscheidende Rolle“ zu. Der Parteichef der Sozialisten und Lebensgefährt Royals, François Hollande, meinte ebenfalls, die Debatte könnte den Wahlausgang entscheidend beeinflussen.

Sowohl Royal als auch Sarkozy hatten in den vergangenen Tagen das Duell mit engsten Mitarbeitern vorbereitet. Royal zog sich am Mittwoch seit sieben Uhr morgens in ihr Büro zurück. Unterstützung fand sie unter anderem bei zwei Werbeexpertinnen, die für einen großen Nahrungsmittelkonzern arbeiten. Sarkozy zog unter anderem den aus dem Wahlkampfstab Royals zu ihm übergelaufenen ehemaligen Wirtschaftsfachmann der Sozialisten, Eric Besson, zu Rate. Vor 14 Jahren waren Sarkozy und Royal nach einer Parlamentswahl übrigens schon einmal aufeinandergestoßen. Auf Royals Vorwurf, die Rechte wolle einen „Parteienstaat“ errichten, hatte Sarkozy ihr damals „Gehässigkeit“ vorgeworfen, worauf Royal erwiderte: „Sprechen Sie nicht in diesem Ton mit mir.“

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