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"Entführungsfall Chrobog": Bundesregierung geht von rascher Freilassung aus

Nach ARD-Informationen könnten der im Jemen verschleppte ehemalige Außenstaatssekretär Jürgen Chrobog und dessen Familie "noch im Laufe des Mittags" freikommen.

Berlin - Im Fall des im Jemen entführten ehemaligen Außenstaatssekretärs Jürgen Chrobog und seiner Familie hofft die Bundesregierung auf eine rasche Lösung. «Wir stehen weiterhin mit allen relevanten Stellen in Kontakt», sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts (AA) am Donnerstagmorgen der dpa in Berlin. Weitere Details aus der Arbeit des Krisenstabes wollte sie «im Interesse der Vermissten» nicht bekannt geben.

Der im April pensionierte Chrobog, seine Frau und seine drei Söhne waren am Mittwoch in dem arabischen Land in die Gewalt von Kidnappern geraten. Diese wollen fünf Angehörige ihres Stammes freipressen, die wegen einer Fehde mit einer anderen Gruppierung in Haft sitzen. Bei den Geiselnehmern handelt es sich nach Angaben aus der jemenitischen Regierung um Mitglieder des Stammes Al-Abdallah aus der Provinz Schabwa.

Der Krisenstab geht nach ARD-Informationen davon aus, dass sich der Fall Chrobog «relativ rasch glimpflich lösen wird». Denn bei Entführungen im Jemen gehe es um «relativ simpel zu befriedigende Forderungen». Auch habe Jemens Regierung hohes Interesse daran, dass Chrobog, der so etwas wie ein «informeller Staatsgast» sei, schnell wieder freikomme. Es ist laut ARD der vierte Fall in diesem Jahr, bei dem Stammesangehörige in dem armen Land Touristen entführen, um von der jemenitischen Regierung Gegenleistungen zu erpressen.

Die jemenitische Regierung teilte dem ARD-Büro in Kairo unterdessen mit, Chrobog könnte noch "im Laufe des Mittags" freigelassen werden. Auch der Krisenstab des Auswärtigen Amtes in Berlin sei zuversichtlich, dass es zu einer schnellen und glimpflichen Lösung der Geiselnahme komme.

Die Chrobogs waren mit einer Reisegruppe unterwegs und wurden nach Medienberichten auch von Sicherheitskräften begleitet. Bei der Tour am Mittwoch waren die Mitglieder der Gruppe jedoch auf verschiedene Fahrzeuge verteilt. Als Staatssekretär im AA hatte Chrobog in den vergangenen Jahren selbst mehrmals bei Entführungen deutscher Staatsbürger vermittelt, vor allem 2003 im Fall der Sahara-Geiseln.

Der Direktor des jemenitischen Reiseveranstalters, Mohammed Abu Taleb, sagte, es liefen Verhandlungen der Behörden mit den Entführern. Ihm sei vom Innenministerium versichert worden, dass die Familie bei guter Gesundheit sei und von den Entführern gut behandelt werde. Ein hochrangiger Beamter des jemenitischen Innenministeriums traf nach ARD-Informationen am Mittwochabend in Schabwa ein.

Ein Anrufer, der sich als einer der Entführer ausgab, sagte der dpa in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa, den Geiseln werde «kein Schaden zugefügt, in keiner Situation». Die Identität des Mannes konnte nicht überprüft werden. Er machte aber auch deutlich, dass sein Stamm «die Geiseln nicht gehen lassen wird, wenn unsere Männer nicht aus dem Gefängnis entlassen werden». Auch zu dem verschleppten Fahrer soll es laut ARD inzwischen Telefonkontakt gegeben haben (tso/dpa)

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