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Kronprinzessin. Ilse Aigner holte sich ihr Direktmandat mit fast 57 Prozent der Erststimmen.

© dpa

Ergebnisse der Bayernwahl: Nur ein Stimmkreis für die SPD

Bei der Landtagswahl in Bayern setzten sich CSU-Direktkandidaten fast überall durch. Doch manche Abgeordnete wurden auch abgestraft.

Berlin - Horst Seehofers Rechnung ist aufgegangen. Die Wähler haben ihm und seiner Partei die sogenannte Verwandtenaffäre, in die fast zwei Drittel der CSU- Abgeordneten verwickelt waren, offenbar vergeben. Doch vor Ort haben sie einige Beteiligte bei der Landtagswahl am Sonntag auch kräftig abgestraft.

Georg Winter beispielsweise, der seine minderjährigen Söhne zwölf Jahre lang auf Steuerzahlerkosten beschäftigt hatte. Der abgesetzte Chef des Haushaltsausschusses büßte bei den Erststimmen diesmal satte 12,2 Prozentpunkte ein. Er kam in Augsburg-Land/Dillingen nur noch auf 43,2 Prozent. Und Fraktionsvize Alexander König bezahlte seine kurz vor der Wahl bekannt gewordene Abrechnung einer fast 7000 Euro teuren Digitalkamera ebenfalls mit empfindlichen Verlusten. Im Stimmkreis Hof sackte er persönlich von 47,5 auf 40,0 Prozent ab, während die SPD bei den Zweitstimmen dort um fast fünf Prozent zulegen konnte.

Die Ablösung des vormaligen Fraktionschefs Georg Schmid dagegen, der seine Ehefrau 23 Jahre lang beschäftigt und fürstlich bezahlt hatte, half der CSU. Schmids Nachfolger Wolfgang Fackler erreichte in Donau-Ries mit 52,8 Prozent einen Erststimmenanteil von nahezu gleicher Höhe wie der seinerzeit überaus beliebte „Schüttelschorsch“ im Jahr 2008.

Gleichwohl stand das Direktmandat auch für die Abgestraften nicht infrage. Die SPD eroberte in ganz Bayern nur einen einzigen Stimmkreis – in München- Milbertshofen. Ruth Waldmann schaffte dort 33,8 Prozent – 1,5 Prozentpunkte mehr als ihr Konkurrent von der CSU. Im Vergleich zu ihrem Vorgänger, dem bisherigen Landtagsvizepräsidenten Franz Maget, war es allerdings ein Minus von 6,1 Prozentpunkten.

Die restlichen Stimmkreise der Landeshauptstadt verteidigten die CSU-Kandidaten erfolgreich – darunter auch Schwabing, auf das sich die SPD zuvor Hoffnungen gemacht hatte. Am Ende ging der bisherige Kultusminister Ludwig Spaenle dort mit 31,6 Prozent knapp als Sieger hervor. Insgesamt kam die CSU in München auf 36,6 Prozent, die SPD auf 32,3 – für beide ein Plus von mehr als vier Punkten. Die FDP dagegen hatte in der Hauptstadt einen Rekordverlust von 7,1 Prozentpunkten zu verkraften.

Als Stimmenkönig erwies sich wie schon vor fünf Jahren der amtierende Umweltminister Marcel Huber. Mit 63,1 Prozent holte er sich das Direktmandat in Mühldorf am Inn. Auf Platz zwei landete Regierungschef Seehofer, der bisher kein Landtagsmandat hatte, nun aber den neu geschaffenen Stimmkreis Neuburg- Schrobenhausen mit 61,5 Prozent eroberte. Interessant ist, dass der Regierende seinem SPD-Gegenkandidaten dort zwar nur 12,5 Prozent überließ, die Freien Wähler aber kaum zu bändigen vermochte. Sie kamen in seinem Stimmkreis auf überdurchschnittliche 10,1 Prozent.

Die als Seehofer-Nachfolgerin gehandelte Ilse Aigner erreichte bei ihrer Landtagswahl-Premiere im Stimmkreis Miesbach beachtliche 56,8 Prozent. Sie toppte damit das Ergebnis ihres Vorgängers Alexander Radwan, der sich nun für den Bundestag bewirbt, um 13,7 Prozentpunkte.

Auch Aigners größter Konkurrent Markus Söder konnte zulegen. Der Finanzminister schaffte in Nürnberg-West 43,2 Prozent der Erststimmen – 2,8 Prozentpunkte mehr als noch vor fünf Jahren. Alle anderen CSU-Abgeordneten der Frankenmetropole dagegen erlitten teils kräftige Einbußen. Der Nachfolger von Ex-Regierungschef Günter Beckstein etwa, Michael Brückner, erhielt fast sechs Prozentpunkte weniger. Insgesamt fuhr die CSU in Nürnberg ihr schlechtestes Landtagswahlergebnis seit mehr als 40 Jahren ein. Rainer Woratschka

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