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Politik: Erstmals Embryo für Stammzellen geklont

Sensation in Südkorea / Alzheimerkranke hoffen / Deutsche Politiker pochen auf strenges Verbot

Berlin. Zum ersten Mal sind aus menschlichen Klonen embryonale Stammzellen hergestellt worden. Diese Sensation publiziert jetzt das amerikanische Fachmagazin „Science“ in seiner Online-Ausgabe. Unter der Leitung des Tiermediziners Woo Suk Hwang von der Nationaluniversität in Seoul haben südkoreanische und amerikanische Wissenschaftler demnach 30 Embryonen hergestellt. Dies funktionierte nach der „Dolly“-Methode, mit der es dem schottischen Forscher Ian Wilmut im Jahr 1996 erstmals gelang, ein Schaf zu klonen. Dabei wird der Kern einer ausdifferenzierten, „adulten“ Körperzelle in eine entkernte Eizelle gesetzt. Diese teilt sich, der Lebensprozess beginnt.

Dem Embryo können nun im frühen Stadium Stammzellen entnommen werden, die das Potenzial haben, sich zu verschiedensten Gewebearten zu spezialisieren. Im Labor haben sich die Zellen bereits zu Vorläufern von Nerven, Muskeln, Bindegewebe oder Knorpel entwickelt. Derartige Zellen sollen künftig schwere Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer heilen. Mediziner hoffen, das im Labor produzierte Gewebe bei Transplantationen einsetzen zu können. Geht das Gewebe nämlich wieder an den Stammzellspender, lässt sich die Abstoßung vermeiden, die bislang das Problem bei der Transplantation fremder Organe ist. Der Bonner Stammzellforscher Oliver Brüstle allerdings gibt sich skeptisch. Es sei sehr unsicher, ob sich durch das Klonen embryonaler Stammzellen auch Ersatzgewebe gewinnen lasse, sagte er.

Für seine Klone hätten 16 Frauen insgesamt 242 Eizellen gespendet, sagte Woo. Verwendet worden seien davon 176. Das Team entwickelte offenbar eine besonders schonende Technik, um das Erbgut möglichst wenig zu beschädigen. So entstanden 30 Embryostadien (Blastozysten), aus denen dann die Stammzellen gewonnen wurden. Bisher wurden derartige Stammzelllinien nur aus Embryonen gewonnen, die bei künstlicher Befruchtung übrig geblieben waren.

In Deutschland ist das Klonen embryonaler Stammzellen verboten. Der Rechtsausschuss der UN-Vollversammlung hatte im November die Entscheidung über ein umfassendes internationales Klonverbot mit 80 zu 79 Stimmen um zwei Jahre aufgeschoben. Dem hatte auch die Bundesregierung zugestimmt.

Für Deutschland schloss Forschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) eine Lockerung der Gesetze aus. „Das therapeutische Klonen ist in Deutschland verboten und wird auch verboten bleiben.“ Das Ergebnis ändere nichts an der Haltung der Union, so auch Fraktionsvize Maria Böhmer: Embryonen dürften nicht für die Forschung hergestellt und getötet werden. Allerdings dürfte es sich nicht wirklich um die ersten geklonten Embryonen handeln. Forscher in China, Südkorea und den USA haben schon über ähnliche Experimente berichtet, Stammzellen wurden dabei jedoch nicht isoliert.

Paul Janositz

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