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Politik: Erstmals Islamist in Bosnien vor Gericht

Zum ersten Mal wird ein islamischer Extremist wegen Kriegsverbrechen in Bosnien angeklagt. Der Leiter der Sonderabteilung für organisierte Kriminalität bei der bosnischen Staatsanwaltschaft, John McNair, bezeichnete die Übernahme der Ermittlungen gegen den Mann als „bedeutenden Meilenstein“ und „ersten in einer Serie von Fällen“, die künftig vor bosnischen Gerichten verhandelt werden könnten.

Zum ersten Mal wird ein islamischer Extremist wegen Kriegsverbrechen in Bosnien angeklagt. Der Leiter der Sonderabteilung für organisierte Kriminalität bei der bosnischen Staatsanwaltschaft, John McNair, bezeichnete die Übernahme der Ermittlungen gegen den Mann als „bedeutenden Meilenstein“ und „ersten in einer Serie von Fällen“, die künftig vor bosnischen Gerichten verhandelt werden könnten. Die Erlaubnis zur Übernahme des Falls erteilte das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag.

Bei dem im Juni von Kanada nach Bosnien ausgelieferten Abduladhim Maktouf handelt es sich um einen Bosnier irakischer Herkunft, der während des Krieges zwischen 1992 und 1995 nichtmuslimische Geiseln misshandelt haben soll. Eine der Geiseln wurde später enthauptet.

In den vergangenen Monaten gab es in lokalen Medien immer wieder Berichte über Kämpfer aus islamischen Staaten, die nach dem Krieg in Bosnien geblieben waren und möglicherweise an Planungen für Anschläge beteiligt sein sollen. So hieß es vor Wiedereröffnung der Alten Brücke von Mostar im Juli, dass Al Qaida nahe stehende Kreise einen Anschlag am Tag der Zeremonie planten. In der vergangenen Woche bestätigte die bosnische Staatsanwaltschaft, dass sie derzeit ermittle, ob in Bosnien tätige Hilfsorganisationen, Unternehmen und Banken das Al-Qaida-Netzwerk unterstützen. Im Rahmen der Ermittlungen würden auch eine Firma und eine Bank des saudi-arabischen Geschäftsmannes Jassin Kadi unter die Lupe genommen. Die USA beschuldigen ihn, den Topterroristen Osama bin Laden zu unterstützen.

Nach Angaben aus Militärkreisen in Sarajewo werden auch Informationen geprüft, wonach Islamisten die Entführung von US-Soldatinnen vorbereiten. Der Sprecher der Nato-geführten Schutztruppe SFOR, Mark Hope, wies diese Angaben zurück. „Uns liegen keinerlei Erkenntnisse über eine terroristische Bedrohung vor“, sagte er dem Tagesspiegel.

Markus Bickel[Sarajevo]

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