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Estland: Demontage von Kriegerdenkmal in Tallinn begonnen

Das zentrale sowjetische Kriegerdenkmal in Estlands Hauptstadt Tallinn wird demontiert. Aus Russland kamen scharfe Proteste. Die estnische Regierung begebe sich damit auf eine Stufe mit den Nationalsozialisten, hieß es.

Tallinn - Ungeachtet scharfer russischer Proteste haben am Donnerstag Demontagearbeiten am zentralen sowjetischen Kriegerdenkmal in der estnischen Hauptstadt Tallinn begonnen. Nach dem Willen der estnischen Regierung soll das umstrittene Monument, das aus einer gut zwei Meter großen Bronzestatue und einem ungeschützten Gräberfeld besteht, zu einem Soldatenfriedhof verlagert werden. In Moskau verurteilte das Außenministerium die Demontage. Damit werde die Absicht verfolgt, "die Lehren des Zweiten Weltkriegs umzuschreiben". Auch die russische Minderheit in Estland reagierte empört.

Noch vor Morgengrauen wurde rund um das Soldatendenkmal zu Ehren der im Zweiten Weltkriegs Gefallenen im Zentrum von Tallinn ein Sicherheitszaun errichtet, wie die baltische Agentur BNS berichtete. Mehr als 200 Sicherheitsleute waren demnach im Einsatz. Mehrere Demonstranten wurden nach Polizeiangaben festgenommen.

Zelt für sterbliche Überreste aufgebaut

Das zuständige estnische Verteidigungsministerium teilte mit, für einen respekt- und würdevollen Umgang mit den sterblichen Überresten der Soldaten sei ein Zelt aufgebaut worden. Die Prozedur zur Identifizierung könne so gemäß internationalen Bestimmungen erfolgen. Polizisten überwachten die Arbeiten der Experten.

"Was in Estland passiert, kann ich nur teuflisch nennen", sagte der Duma-Vorsitzende Boris Gryslow in Moskau. "Die Nazis konnten die lebenden Soldaten nicht besiegen, nun wendet sich die estnische Regierung gegen die Toten." Moskaus Bürgermeister Juri Luschkow sagte, die estnische Führung begebe sich damit unwillkürlich auf eine Stufe mit dem Faschismus.

Vizeregierungschef Sergej Iwanow forderte einen schnellen Ausbau der russischen Ostseehäfen, "damit Estland sich nicht am russischen Transitverkehr bereichert". Der Vorsitzende des Föderationsrats, Sergej Mironow, rief die Russen zum Boykott estnischer Waren auf.

Das estnische Parlament hatte am 10. Januar ein Gesetz verabschiedet, das die Verlegung von sowjetischen Soldatenfriedhöfen und Kriegerdenkmälern ermöglicht. Estland wolle so einen besseren Schutz der Totenruhe gewährleisten, argumentierte der estnische Ministerpräsident Andrus Ansip. (tso/dpa)

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