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Politik: Eta: Bei Ankunft Terror

Spaniens Urlaubsbranche ist in Alarmstimmung. Die baskische Terrororganisation Eta bestätigte am Freitag die schlimmsten Befürchtungen und kündigte in einem zynischen Kommuniqué eine Offensive gegen touristische Ziele an.

Spaniens Urlaubsbranche ist in Alarmstimmung. Die baskische Terrororganisation Eta bestätigte am Freitag die schlimmsten Befürchtungen und kündigte in einem zynischen Kommuniqué eine Offensive gegen touristische Ziele an. Die Eta "rät" europäischen Urlaubern, dieses Jahr "nicht in spanische Tourismusorte zu reisen", um "unerwünschte Folgen" zu vermeiden. Von jetzt an würden auch "wirtschafts-touristische Interessen Spaniens" angegriffen. Die Kampfansage an die Ferienindustrie wurde im Sprachrohr der Eta, in der baskischen Tageszeitung "Gara", veröffentlicht.

Dass die Drohung der Terroristen ernst zu nehmen ist, bewiesen zwei Bombenanschläge, die ein Eta-Kommando vor vierzehn Tagen an der Mittelmeerküste verübte: Die 40 Kilogramm Dynamit, die im Badeort Rosas an der Costa Brava hochgingen, töteten einen Polizisten und beschädigten mehrere Hotels. Einen zweiten mächtigen Sprengsatz, den die Eta an der Strandpromenade von Gandia am Golf von Valencia platziert hatte, konnte die Polizei mit einer "kontrollierten Zündung" beseitigen. Schon damals entglitt Spaniens neuem Innenminister Mariano Rajoy eine bittere Einschätzung, welche treffend die Alpträume der Reisebranche widerspiegelt. Mit diesen Terroranschlägen, so Rajoy, könne die Eta "den Tourismussektor zerstören".

In den letzten fünf Jahren durften sich Touristen in Spanien relativ sicher fühlen. Die Eta beschränkte in dieser Zeit ihre Terroranschläge weitgehend auf Politiker, Polizisten, Militärs und andere Repräsentanten des spanischen Staates. Doch zuvor hatte die Terrororganisation bereits mehrere Offensiven gegen den Tourismussektor geführt, bei der auch Urlauber Opfer wurden: So gingen 1979 binnen weniger Wochen Bomben an der Costa Brava, Costa Blanca und in Madrider Bahnhöfen hoch. Damals starben fünf Menschen, rund 100 wurden verletzt. Auch in den Sommern der Jahre 1993 und 1996 legte die Eta etliche Bomben am Mittelmeer; zahlreiche Verletzte waren die Folge.

Die europäischen Touristen, allen voran die Deutschen und die Briten, ließen sich jedoch durch diese früheren Terrorwellen nie von ihrem Spanienurlaub abschrecken. Die Urlauberzahlen kletterte von Jahr zu Jahr mit zweistelligen Zuwachsraten. Zuletzt, im Jahr 2000, verbrachten mehr als 50 Millionen ausländische Touristen ihre Ferien unter Spaniens Sonne. Dieses Wachstum war jedoch auch dem Ruf zu verdanken, ein preiswertes Urlaubsland zu sein.

Das einst billige Pesetenland wandelte sich aber über Nacht zum selbstbewußten Eurozonen-Mitglied. Berauscht von ihrem Erfolg schraubte die spanische Tourismusbranche ihre Preise in die Höhe. Pauschalreisen an die Strände der Türkei oder nach Tunesien sind mittlerweile günstiger zu haben als nach Mallorca oder Teneriffa. Auch die Lebenshaltungskosten in den iberischen Urlaubshochburgen nähern sich dem Niveau nordeuropäischer Hauptstädte. Wenn diese Tendenz nun auch noch von Terrordrohungen begleitet wird, könnte Spaniens Tourismus seine erste große Krise erleben.

Ralph Schulze

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