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Politik: Eta-Terroristen töten zwei Polizisten

Erster Anschlag der Separatisten nach Monaten / Aznar sagt Teilnahme an Gipfel in Russland ab

Madrid. Die baskische Terror-Organisation Eta hat sich mit einem brutalen Attentat zurückgemeldet. Sie tötete am Freitag in der nordspanischen Kleinstadt Sangüesa in der Nähe von Pamplona (Region Navarra) mit einer Autobombe zwei Polizisten, ein weiterer wurde schwer verletzt. Der spanische Ministerpräsident José Maria Aznar sagte nach dem Attentat seine Reise nach St. Petersburg zum EU-Russland-Gipfel ab.

Seit Monaten hatte die Eta keinen Anschlag mehr begangen. Man vermutete, die Terrorgruppe sei durch zahlreiche Erfolge von Polizei und Justiz geschwächt. Spaniens Sicherheitsbehörden hatten jedoch seit Wochen gewarnt, dass die Eta immer noch in der Lage sei, Gewalttaten zu begehen.

Den letzten Mordanschlag hatten die baskischen Terroristen Anfang Februar verübt, als sie den Polizeichef der baskischen Kleinstadt Andoain erschossen. Zu Jahresbeginn hatte die Eta auch der Tourismusbranche mit Anschlägen gedroht: „Die spanische Urlaubsindustrie ist Ziel von bewaffneten Aktionen.“ Im vergangenen Sommer waren bei einem Bombenanschlag an der Costa Blanca ein spanischer Urlauber getötet und mehrere verletzt worden. Auch vor Hotels an der Costa del Sol waren mehrere Bomben hochgegangen. Die Eta greift jedoch vor allem Repräsentanten des spanischen Staates wie etwa Polizisten, Militärs oder Politiker an.

Erst vor drei Wochen hatte die Polizei in Südfrankreich die mutmaßliche Militärchefin der Eta verhaften können. Die Bewegung der baskischen Separatisten, die mit Gewalt die Abspaltung des nördlich gelegenen Baskenlandes von Spanien durchsetzen wollen, steht seit Monaten unter starkem Druck. Der politische Eta-Arm Batasuna, der im Baskenland rund zehn Prozent der Bevölkerung repräsentiert, war im März als verfassungsfeindlich verboten und aufgelöst worden. Eta und Batasuna wurden von den USA zudem auf die „schwarze Liste“ der gefährlichsten Terror-Organisationen der Welt gesetzt, auf der ganz oben die islamistische Extremistenbewegung Al Qaida firmiert.

Bei der Kommunalwahl am vergangenen Wochenende waren 120 000 Wähler dem Aufruf von Batasuna und Eta gefolgt und hatten aus Protest gegen das Parteiverbot ungültige Wahlzettel in die Urnen geworfen. Derweil verbuchte die mit friedlichen Mitteln für die Unabhängigkeit des Baskenlandes eintretende Baskische Nationalistenpartei (PNV) erhebliche Zuwächse in den Rathäusern des Landes, wo sie die Kommunalparlamente dominiert. Auch die Regionalregierung des Baskenlandes wird von der PNV gestellt. Nach Meinung von Beobachtern wächst die Kluft zwischen Spanien und dem Baskenland offenbar.

Ralph Schulze

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