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Politik: Ettal: Solidarität der Mönche war wichtiger als Kindeswohl

Berlin - Patres schlugen zu, bis den Jungen die Trommelfelle platzten, und missbrauchten Schüler für ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse: Im bayerischen Benediktiner-Kloster Ettal gehörte bis Anfang der 90er Jahre Prügeln zum pädagogischen Konzept. „Missbrauch und Grenzüberschreitungen waren dem Internatsleben nicht fremd, und es wurde dagegen nicht entschlossen vorgegangen.

Berlin - Patres schlugen zu, bis den Jungen die Trommelfelle platzten, und missbrauchten Schüler für ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse: Im bayerischen Benediktiner-Kloster Ettal gehörte bis Anfang der 90er Jahre Prügeln zum pädagogischen Konzept. „Missbrauch und Grenzüberschreitungen waren dem Internatsleben nicht fremd, und es wurde dagegen nicht entschlossen vorgegangen.“ So steht es in dem Bericht des früheren Verfassungsrichters Hans-Joachim Jentsch, den dieser selbst nach den drei Monaten Ermittlungsarbeit „Zwischenorientierung“ nennt. 2010 hatte der Rechtsanwalt Thomas Pfister die Vorgänge untersucht, hatte sich dann aber mit dem Kloster überworfen. Jentsch sollte die Vergangenheit noch einmal neu beleuchten.

Er kommt zu dem Ergebnis, dass sieben Benediktiner und ein weltlicher Lehrer beschuldigt werden, Jugendliche sexuell missbraucht und ihre intimen Grenzen überschritten zu haben. Vorwürfe wegen körperlicher Misshandlungen werden gegen 15 Patres erhoben, ein Mönch zeigte sich wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material selbst an.

Besonders ein Pater, der zeitweise auch Abt war, hat Jugendliche sexuell missbraucht und in einem Bericht vor seinem Tod 2009 zugegeben, dass seine Taten für eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft ausreichen würden. Obwohl es ab den 60er Jahren immer wieder Vorwürfe gegen ihn gegeben hat, habe sich die Klosterleitung „aus mitbrüderlicher Solidarität“ nie klar von ihm distanziert, auch 2002 nicht, als der Pater erneut beschuldigt wurde.

In einem Interview hatte der Abt 2010 gesagt, dass sich nur ein Teil der beschuldigten Mönche ihrer Verantwortung stellten, aber alle weiter zusammenleben müssten. Solche Äußerungen, schreibt Jentsch, „machen deutlich, in welcher Not sich die Klostergemeinschaft befindet“. Den Opfern wollen die Benediktiner bis zu 5000 Euro pro Person als Entschädigung zukommen lassen. Außerdem will das Kloster einen Ort des Gedenkens an das geschehene Unrecht einrichten. clk

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