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Politik: EU will mehr Schutz bei Tiertransporten Kommissar Byrne legt Entwurf vor

Kürzere Fahrt, längere Pausen

Berlin. Die EU-Kommission wird an diesem Mittwoch über eine neue Verordnung zu Tiertransporten in Europa beraten. Nach rund zehn Jahren Diskussion im Europäischen Parlament hat EU-Verbraucherkommissar David Byrne nun einen Entwurf vorgelegt, der die Bedingungen für die Tiere beim Transport deutlich verbessern soll.

Byrne schlägt vor, nach neun Stunden Fahrt eine Pause von mindestens zwölf Stunden einzulegen. Anstatt die Schlachttiere ins Freie und wieder in den Transporter zurückzutreiben, sollen sie in den Pausen künftig in den Fahrzeugen bleiben. Der wissenschaftliche Beirat der EU hat nämlich herausgefunden, dass das Be- und Entladen für die Tiere den größten Stress bedeutet. Damit die Ruhepausen keine Qual werden, müssen die Transportfahrzeuge jedoch besser ausgestattet werden. Der EU-Kommissar verlangt, dass die Tiere jederzeit trinken können, dass die Fahrzeuge groß genug und vor allem gut belüftet sind. Damit sich das überhaupt kontrollieren lässt, werden die Bedingungen für die Tiertransporteure verschärft. Sie müssen die Fahrzeuge künftig nach EU- weit gültigen Kriterien genehmigen lassen.

Künast: Das reicht mir nicht

Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) sagte dem Tagesspiegel: „Ich bin froh, dass die EU-Kommission jetzt endlich einen konkreten Vorschlag vorgelegt hat. Sie hat in einigen wesentlichen Punkten unsere Forderungen aufgegriffen.“ Allerdings ist Künast mit der Gesamtdauer der Fahrten weiter unzufrieden. Zwar seien kürzere Transportzeiten vorgesehen. „Das reicht mir aber noch nicht. Neun Stunden sind mir immer noch zu lang. Ich fordere eine feste Obergrenze unter neun Stunden“, sagte die Ministerin. Sie rechnet im Agrarrat mit „harten Diskussionen“, weil schon Byrnes Vorschlag einigen Mitgliedstaaten deutlich zu weit gehe.

Der grüne Europaabgeordnete Friedrich- Wilhelm Graefe zu Baringdorf hat Byrnes Entwurf kritisiert. Weder enthalte der Vorschlag eine eindeutige Obergrenze für die Dauer von Tiertransporten, noch seien die Exportsubventionen für den Transport lebender Schlachttiere gestrichen worden. Das sei ein falscher Anreiz. „Die Tiere sollten besser in Europa geschlachtet und dann tot in Kühlwagen transportiert werden“, forderte Graefe im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Auch seine Kollegin von der SPD, Dagmar Roth-Behrendt, ist enttäuscht. „Für Lebendtransporte von Schlachtvieh gibt es keine Rechtfertigung, außer es geht zum nächsten Schlachthof“, sagte sie.

Beide Politiker kritisieren, dass die Transportdauer kaum verringert werde. Graefe bemängelte: „Gezählt wird nur die Zeit in der EU.“ Wenn ein Transport aus Osteuropa komme, dürften die Tiere immer noch länger als 20 Stunden transportiert werden. Roth- Behrendt wünscht sich, dass Lebendtransporte von Schlachttieren ganz verboten werden. Und wenn Tiere für die Zucht weiterhin transportiert werden sollten, müssten die Züchter die höheren Kosten eben in ihre Preise einkalkulieren. Harald Ullmann von der Tierschutzorganisation Peta hat eine einfache Lösung parat: „Wir empfehlen, sich vegetarisch zu ernähren.“

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