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Politik: Euro: Die Gemeinschaftswährung wird weltweit zum Problem

Die anhaltende Schwäche des Euro hat nun auch den Internationalen Währungsfonds (IWF) auf den Plan gerufen. Vor Beginn der ersten Beratungen des Weltfinanzgipfels in Prag sagte IWF-Chefvolkswirt Michael Mussa am Dienstag, der IWF betrachte den Kursverfall der europäischen Gemeinschaftswährung mit Sorge.

Die anhaltende Schwäche des Euro hat nun auch den Internationalen Währungsfonds (IWF) auf den Plan gerufen. Vor Beginn der ersten Beratungen des Weltfinanzgipfels in Prag sagte IWF-Chefvolkswirt Michael Mussa am Dienstag, der IWF betrachte den Kursverfall der europäischen Gemeinschaftswährung mit Sorge. Mussa deutete die Möglichkeit einer Intervention zu Gunsten des Euro an. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Kurs am Dienstag auf 0,8541 (Montag: 0,8526) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 2,2899 (2,2939) Mark.

Trotz der leichten Kurserholung hat der Euro seit seiner Einführung Anfang 1999 gegenüber dem US-Dollar rund ein Viertel an Wert verloren. In Tokio war er am Dienstag sogar auf ein Allzeittief von 0,8480 Dollar gefallen war.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) erklärte, die Schwäche der europäischen Gemeinschaftswährung sei zu einem großen Teil eine Übertreibung im internationalen Devisenhandel und warnte vor den Folgen. Der Euro stehe momentan in einem eindeutigen Missverhältnis zum Dollar und zum Yen, heißt es in dem am Dienstag in Prag vorgelegten Weltwirtschaftsausblick. Als "etwas zu niedrig" bezeichnete IWF-Chefvolkswirt Michael Mussa den gegenwärtigen Euro-Kurs und signalisierte, dass Interventionen dem Euro helfen könnten. "Man muss sich fragen, wenn nicht jetzt, wann?" Mittlerweile sei die Schwächephase Grund zur Beunruhigung "in allen Währungszonen". Neben der Euro-Zone seien auch Japan und die USA besorgt. Der schwache Euro macht Einfuhren in die Eurozone für die Handelspartner außerhalb der Zone teurer.

In deutschen Regierungskreisen wurden Mussas Aussagen scharf kritisiert. Finanzminister Hans Eichel (SPD) bekräftigte zudem, die Bundesregierung sei an einem starken Euro interessiert. Die Fundamentaldaten könnten den derzeit niedrigen Eurokurs schon seit langem nicht mehr erklären. Der Finanzminister räumte in einer Rede in Berlin ein, der schwache Eurokurs helfe zweifellos dem Export. "Die Bundesregierung hat allerdings kein Interesse an einem schwachen Eurokurs." Verzerrte Kurse führten nur dazu, dass der Wettbewerbsdruck sinkt. Damit liefen deutsche Unternehmen Gefahr, im internationalen Wettbewerb den Anschluss zu verlieren.

In Dänemark wächst unterdessen die Zahl der Bürger, die bei der Volksabstimmung in zehn Tagen gegen eine Einführung des Euro votieren wollen, weiter. Die Tageszeitung "Berlingske Tidende" veröffentlichte am Dienstag eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup, wonach am Donnerstag kommender Woche 49 Prozent gegen den Euro und nur 37 Prozent für die europäische Gemeinschaftswährung stimmen wollen. 14 Prozent sind immer noch unentschieden. Im Mai dieses Jahres gab es noch eine solide Mehrheit der Euro-Befürworter.

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