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Politik: Ex-Jugoslawien: Zufriedenes Militär, besorgte Diplomaten, frohgemute Wirtschaft

Zwei Jahre liegt der Kosovo-Krieg zurück, anderthalb der Beginn des Balkan-Stabilitätspaktes, gut drei Monate der Sturz Slobodan Milosevics in Belgrad. Wie verändert sich der Blick auf den Balkan?

Zwei Jahre liegt der Kosovo-Krieg zurück, anderthalb der Beginn des Balkan-Stabilitätspaktes, gut drei Monate der Sturz Slobodan Milosevics in Belgrad. Wie verändert sich der Blick auf den Balkan? Politik und Diplomatie sind besorgt über die nach wie vor beträchtlichen Risiken. Das Militär ist einigermaßen zufrieden mit dem Erreichten. Und die Wirtschaft sogar bereits verhalten optimistisch. Das ergab eine "interdisziplinäre" Konferenz mit Vertretern des Auswärtigen Amtes, der Deutschen Wirtschaft, Wissenschaftlern und Militärs in der Europäischen Akademie Berlin.

Die Demokratie in Serbien ist noch lange nicht gesichert, die Spannungen zwischen Serben und Albanern werden im Presevo-Tal und in Mitrovica wieder gewalttätig ausgetragen, der künftige Status des Kosovo ist ungeklärt, Montenegro hat sein Streben nach Abspaltung von Restjugoslawien nicht aufgegeben, und Bosnien ist weiter dreigeteilt, listeten Markus Ederer, Kabinettschef des Koordinators für den Stabilitätspakt, Bodo Hombach, und Christian Pauls, Unterabteilungsleiter Ost- und Südosteuropa im Auswärtigen Amt, die Gefahren auf.

Oberst Hans-Lothar Domröse, seit kurzem von einem mehrmonatigen Einsatz in der Kosovo-Friedenstruppe KFOR zurück, sieht große Fortschritte bei Befriedung und Wiederaufbau. Es sei aber nicht gelungen, die auf die Rückkehr der Albaner folgende Austreibung der serbischen Bevölkerungsminderheit zu stoppen. Die UCK verstehe sich weiter als albanische Befreiungsarmee. Jetzt räche sich, dass sie nicht vollständig entwaffnet wurde, weil es oberste Maxime vor allem der USA gewesen sei, keine eigenen Verluste bei den dann zu erwartenden Konfrontationen zu riskieren.

Herbert Pannes, bei Thyssen-Krupp zuständig für Südosteuropa, und andere Wirtschaftsvertreter sehen gute Geschäftsaussichten, wünschen sich aber mehr Unterstützung durch eine Hermes-ähnliche Export-Absicherung. Pannes nannte Serbien das strategische Boom-Zentrum der Region für die deutsche Wirtschaft. Es gebe gute Kontakte aus der Zeit, in der Jugoslawien größter Handelspartner auf dem Balkan war. Serbien sei attraktiver als weniger zerstörte Nachbarstaaten wie Kroatien, weil es als Sprungbrett für das Russland- und China-Geschäft diene. In einem bestand Konsens: Die Stabilisierung des Balkans wird zehn bis 15 Jahre in Anspruch nehmen.

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