zum Hauptinhalt
Pakistans Ex-Machthaber Musharraf floh vor laufenden Kameras aus dem Gericht in Islamabad.

© dpa

Pakistan: Ex-Staatschef auf der Flucht

In Pakistan wird der ehemalige Machthaber Pervez Musharraf von Leibwächtern aus einem Gerichtssaal geschleust. Er verschanzt sich in einer Villa, um seiner Festnahme zu entgehen.

Es waren demütigende Minuten für den General, der neun Jahre lang den Atomstaat Pakistan regierte. Vor laufenden Kameras floh Pervez Musharraf am Donnerstag aus dem Gericht in Islamabad, um seiner Festnahme zu entgehen. Überraschend hatten die Richter zuvor Haftbefehl wegen Hochverrates gegen den 69-jährigen Ex-Militärherrscher erlassen. Gegen den früheren Staatschef wird wegen der Verhängung des Ausnahmezustands und der Verhaftung von ihm nicht genehmen Richtern 2007 ermittelt.

Musharrafs Heimkehr gerät immer mehr zum Fiasko. Der Ex-Präsident, der nach vier Jahren im Exil erst am 24. März zurückgekehrt war, um an den Wahlen im Mai teilzunehmen, schien fassungslos. Im Eiltempo schleusten ihn seine Leibwächter aus dem Saal und brausten mit ihm in einem kugelsicheren Geländewagen davon.

Beschützt vom Militär verschanzte sich Musharraf in seiner Landvilla in Chak Shahzad nahe Islamabad. Zunächst machte die Polizei keinen Versuch, ihn festzunehmen. Die dramatische Wende könnte eine Machtprobe zwischen Militär und Justiz provozieren. Es wäre angeblich das erste Mal in der Geschichte des Landes, dass ein Ex-Militärchef hinter Gittern landet.

Musharraf könnte sogar die Todesstrafe drohen. Sein Anwalt will an diesem Freitag beim Obersten Gericht Haftverschonung beantragen. Damit dürfte Musharrafs Schicksal ausgerechnet in den Händen eines seiner Intimfeinde liegen: Chefrichter Iftikhar Chaudhry. Musharraf hatte 2007 Chaudhry sowie weitere 60 Richter gefeuert und unter Hausarrest gestellt. Deshalb erließen die Richter auch Haftbefehl.

Nun holt Musharraf, der sich 1999 unblutig an die Macht geputscht und bis 2008 regiert hatte, seine Vergangenheit ein. Es ist der zweite Schlag der Justiz gegen ihn: Am Dienstag hatte ein Gericht ihn bereits für die Wahlen disqualifiziert. In Islamabad feierten Anwälte den Haftbefehl auf den Straßen, Musharraf sprach dagegen von „Vendetta“.

Spannend ist, ob sich Armeechef Ashfaq Parvez Kayani vor seinen früheren Boss stellt. Pakistans Menschenrechtskommission forderte das Militär auf, Musharraf an die Polizei zu übergeben. Beobachter bezweifelten allerdings, dass das Militär eine derartige Demütigung des früheren Generals zulässt.

Verfahren gegen Musharraf gibt es zuhauf – wegen des Hausarrests der Richter, im Zusammenhang mit dem Mord an der Ex-Regierungschefin Benazir Bhutto und der Tötung eines Stammesführers. Manche dürften begründet sein, andere dürften politische Rachefeldzüge darstellen, wie sie in Südasiens Politik üblich sind. Seit seiner Rückkehr hatten ihm Gerichte jedoch gegen Kaution zunächst freies Geleit gewährt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false