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Kagame

© dpa

Fall Kabuye: Ruanda weist deutschen Botschafter aus

Der grausame Völkermord in Ruanda wurde 1994 durch die Ermordung des damaligen Präsidenten Habyarimana ausgelöst. Unter Mordverdacht steht Rose Kabuye, eine enge Vertraute des heutigen Präsidenten Kagame. Sie wurde am Wochenende in Deutschland festgenommen. Ruandas Präsident reagiert verschnupft - und wies kurzerhand den deutschen Botschafter aus.

Die Festnahme der ruandischen Protokollchefin Rose Kabuye in Frankfurt hat zu diplomatischen Verwicklungen zwischen Ruanda und Deutschland geführt. Ruanda wies den deutschen Botschafter aus dem afrikanischen Land aus und orderte seinen eigenen Botschafter in Deutschland nach Kigali zurück. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte am Dienstagabend auf Anfrage, der deutsche Botschafter werde "auf ruandischen Wunsch das Land verlassen und zu Konsultationen nach Berlin reisen".

Das Auswärtige Amt hoffe, "dass sowohl der deutsche Botschafter in Ruanda wie auch der ruandische Botschafter in Deutschland bald wieder an ihre jeweiligen Dienstorte zurückkehren können", sagte ein Sprecher in Berlin. Ruanda hatte gleich nach der Festnahme den deutschen Botschafter in Kigali einbestellt, um Protest einzulegen.

Kagame besucht Kabuye im deutschen Gefängnis

Die Protokollchefin des ruandischen Präsidenten Paul Kagame war am Sonntag aufgrund eines Europäischen Haftbefehls am Frankfurter Flughafen festgenommen worden und sitzt seitdem in Auslieferungshaft. Die französischen Behörden suchen Kabuye wegen Mordverdachts. Sie werfen ihr eine Beteiligung an dem Mord an Ruandas früherem Präsidenten Juvénal Habyarimana vor, der 1994 auf dem Rückflug nach Ruanda in seinem Flugzeug abgeschossen wurde. Das Attentat war Auslöser für den Völkermord in der ehemaligen deutschen Kolonie.

Kagame besuchte Kabuye am Dienstag in Frankfurt im Gefängnis. Sie sei in guter Verfassung und bereit, sich dem Verfahren in Frankreich zu stellen, sagte der Präsident, der sich auf Einladung der Börse in Frankfurt aufhielt. Kagame sagte, Ruanda sei mit dem Vorgehen der europäischen Behörden nicht einverstanden, es sei arrogant. "Sie tun es, weil sie es tun können."

Ausweisung ist lediglich eine Formsache

Trotz eines formellen Protests der ruandischen Regierung gegen die Festnahme erklärte sich die 47-jährige Kabuye mit einer Auslieferung einverstanden. Die Protokollchefin hatte sich erst im April mit Kagame zu einem offiziellen Besuch in Berlin aufgehalten. Damals stand sie jedoch unter diplomatischem Schutz und konnte nicht verhaftet werden.

Nach Auskunft einer Justizsprecherin wird das Oberlandesgericht Frankfurt innerhalb weniger Tage über die Auslieferung entscheiden. Dies gilt jedoch als Formsache. Die französische Regierung wollte sich zunächst nicht zu dem Fall äußern.

Kabuye, die als Vertraute von Staatschef Kagame gilt, war als Führerin der Patriotischen Front Ruandas im November 2006 vom französischen Ermittlungsrichter Jean-Louis Bruguière wegen Verwicklung in die Ermordung Habyarimanas zur Fahndung ausgeschrieben worden. Auch gegen acht weitere Mitarbeiter des Staatschefs liegen Haftbefehle vor. Frankreich will, dass auch Kagame selbst sich vor einem UN-Tribunal wegen des gewaltsamen Todes seines Vorgängers verantwortet. (sba/dpa)

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