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Politik: Fanatisch, zahlreich und gut organisiert Der BND warnt vor den Gefahren des Islamismus in Südostasien

Die Bilder sind kaum zu ertragen: Halbnackte Leichen liegen auf dem Boden, abgeschlagene Kinderköpfe, Verletzte mit tiefen Fleischwunden. Der Schauplatz: Indonesien.

Von Frank Jansen

Die Bilder sind kaum zu ertragen: Halbnackte Leichen liegen auf dem Boden, abgeschlagene Kinderköpfe, Verletzte mit tiefen Fleischwunden. Der Schauplatz: Indonesien. Die Sicherheitsbehörden haben auf einem Video die Folgen eines Angriffs militanter Islamisten auf ein christliches Dorf festgehalten. Kurze Ausschnitte zeigt der Bundesnachrichtendienst bei einem Pressegespräch, um die Besorgnis über die Situation in Südostasien zu illustrieren. Es gebe in dieser Region einen „großen Bedrohungsraum“, sagt BND- Präsident August Hanning und nennt neben Indonesien den Süden der Philippinen und das südliche Thailand. Indirekt spricht Hanning eine Reisewarnung aus: Zu den „logischen Anschlagszielen“ islamistischer Terroristen zählten auch die thailändischen Urlaubsregionen Pattaya und Phuket.

Die im August erfolgte Festnahme eines der Chefstrategen des militanten Islamismus in Südostasien, des Indonesiers Riduan Isamuddin alias „Hambali“, hat nach Ansicht des BND die Terrorgefahr nicht gemindert. Sie scheint in Teilen Südostasiens sogar noch gewachsen zu sein. Im muslimischen Süden der Philippinen sei eine „religiöse Renaissance“ zu beobachten, sagt Hanning. Davon profitieren die „Moro Islamic Liberation Front (Milf)“ mit 15 000 Kämpfern und die etwa 300 Militante zählende Gruppierung „Abu Sayyaf“. Diese hatte vor drei Jahren Touristen entführt, darunter die Göttinger Familie Wallert.

Die Gruppe ist offenbar, wie auch die weit größere Milf, heute noch fanatischer als früher. Dass die Milf mit der Regierung in Manila über ein Ende des Kampfes um einen separaten Staat verhandelt, kann die Sorgen des BND nicht verringern. Die Milf sei weiterhin eng mit der indonesischen Terrororganisation Jemaah Islamijah verbunden, die wohl für die schweren Anschläge auf Bali im vergangenen Oktober (202 Tote) und gegen das Marriott-Hotel in Djakarta vor fünf Wochen (14 Tote) verantwortlich ist.

Die Jemaah Islamijah bleibe die am besten organisierte Gruppierung des militanten Islamismus in Südostasien, sagt Hanning. Trotz der Festnahme von Hambali, der die Verbindung zwischen Jemaah Islamijah und Al Qaida hielt, und etwa 100 weiterer Anhänger gebe es immer noch genügend Kämpfer, die in Afghanistan oder Indonesien selbst eine „Hardcore-Ausbildung“ genossen hätten. Hanning spricht von mehreren tausend. Außerdem ist es den indonesischen Sicherheitskräften nicht gelungen, die Ausbildungslager der Jemaah Islamijah auf Sulawesi und anderen Inseln zu beseitigen. Was da passiert, kann der BND auch vorführen: In einem islamistischen Propagandavideo hangeln sich Kämpfer durch Palmen und simulieren einen Sturmangriff. Anschließend wird unter „Allahu-Akbar“-Gebrüll ein christliches Dorf beschossen.

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