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Politik: FDP: Erst Westerwelle, dann Möllemann - vielleicht

Die Damen und Herren des Landesvorstandes hatten zumindest das Gefühl, gefragt zu werden. Wenige Minuten vor dem Beginn des Parteitages hatte Jürgen Möllemann die lieben Kolleginnen und Kollegen zusammenrufen lassen, um ihnen anschließend mit wenigen Worten den Kompromiss zwischen ihm und Guido Westerwelle zu verkünden.

Die Damen und Herren des Landesvorstandes hatten zumindest das Gefühl, gefragt zu werden. Wenige Minuten vor dem Beginn des Parteitages hatte Jürgen Möllemann die lieben Kolleginnen und Kollegen zusammenrufen lassen, um ihnen anschließend mit wenigen Worten den Kompromiss zwischen ihm und Guido Westerwelle zu verkünden. "Wir sind da einig", stellte der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende voran und eröffnete seinen liberalen Freunden dann, dass er weiter auf dem Instrument des Kanzlerkandidaten bestehe, die Person - nach Lage der Dinge Möllemann selbst - aber nicht auf dem Bundesparteitag Ende Mai in Düsseldorf gewählt werden solle. "Da wollen wir Guido Westerwelle als neuen Vorsitzenden feiern", zeigte sich Möllemann großzügig.

Diesen Kompromiss hatte Möllemann mit Westerwelle im Laufe des Samstages in unzähligen Telefongesprächen ausgehandelt. Und mit dieser Botschaft gingen die beiden Matadore am Sonntag vor die Delegierten des nordrhein-westfälischen Landesverbandes in Bochum, nachdem auch der Vorstand der entscheidenden Passage einstimmig seinen Segen gegeben hatte. "Der Kanzlerkandidat der FDP wird auf Vorschlag des Bundesvorsitzenden auf einem Wahlkongress nominiert", heißt es da. Wann dieser Kongress stattfinden wird, haben die beiden ausdrücklich offen gelassen. "Ich kann damit leben", verkündet Möllemann ungewohnt kleinlaut und fügt hinzu, "wir gehen einen Schritt nach dem anderen". Eigentlich hatte er sich schon in Düsseldorf zum Kanzlerkandidaten ausrufen lassen wollen, aber das hat Westerwelle verhindert.

Dass er die Macht voll und ohne jede Einschränkung zu übernehmen gedenkt, macht Westerwelle schon wenig später klar. "Ich muss die Partei führen", hämmert er den Delegierten ein, "es gibt deshalb nur einen Lenker - und der bin ich". Erst etwas später wendet er sich dem "lieben Jürgen Möllemann" zu, verspricht großherzig, "ich werde dafür sorgen, dass Sie an herausragender Position mitarbeiten werden". Und dann erzählt er davon, dass er künftig als Bundesvorsitzender auch auf die vielen anderen Landesverbände wird eingehen müssen. Vom Kanzlerkandidaten Möllemann hat er nicht gesprochen.

Das hat auch die hessische Wissenschaftsministerin Ruth Wagner nicht getan, die beim Landesparteitag in Rotenburg erneut zur Landesvorsitzenden gewählt wurde. Die hessische FDP sprach sich gegen einen liberalen Kanzlerkandidaten und eine prozentuale Zielmarke für die nächste Bundestagswahl aus, also gegen Möllemann. Wagner kritisierte Möllemanns Absichten als "vermessen" und "nicht seriös". Diese Position stützte ausdrücklich auch der scheidende FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhard.

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