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Politik: FDP-Parteitag: Nur kein kleiner Möllemann - Der FDP-Abgeordnete, Student und Unternehmer Christian Lindner

Da kommt er ja, der kleine Möllemann. Eine Hand in der Tasche, er trägt einen schwarzen Anzug und ein blaues Hemd.

Da kommt er ja, der kleine Möllemann. Eine Hand in der Tasche, er trägt einen schwarzen Anzug und ein blaues Hemd. Keine Krawatte, er ist locker, leger. Die kurzen blonden Haare sind gegelt. Ein wenig, nur nicht zu viel. Der "kleine Möllemann" also? Christian Lindner winkt ab. Er ist mit 21 Jahren der jüngste Abgeordnete der FDP in Nordrhein-Westfalen, er will Bildungspolitiker sein. So wie Möllemann. Das reicht schon aus für einen solchen Titel, für einen kleinen Spitznamen.

So schnell geht das eben, wenn man plötzlich im Rampenlicht steht. Aber Lindner will den Namen nicht. Das wäre ja auch noch schöner für einen, der selbstbewusst ist, der von neuem Politikverständnis spricht. Mit Möllemann, sagt Lindner, habe er bisher höchstens 15 Minuten geredet. Doch die Medien haben geschrieben, der Möllemann sei sein politischer Ziehvater. Da lacht er: "Das muss dann aber unbefleckte Empfängnis gewesen sein." Gut und schön, Lindner ist also kein kleiner Möllemann. Aber was ist er dann?

Lindner ist jüngster Abgeordneter. Er ist auch Student der Philosophie und der Geschichte. Und Lindner ist noch mehr. Er ist Unternehmer. Mit 17 hat er seine erste Firma gegründet. Unternehmenskommunikation. Lindner gehört womöglich zu jener Zielgruppe, die sein Bundesparteichef in seiner Rede als die "neuen Partner" für die FDP entdeckt hat. Jung, ein bisschen wild, auch entschlossen, leistungsfähig, eigenständig und erfolgreich.

Aber Lindner würde sich nie so beschreiben. Er glaubt nicht an eine bestimmte Zielgruppe wie Wolfgang Gerhardt. Er glaubt, dass es eine neue Generation gibt, seine Generation. Sie geht auf die Love Parade, sie arbeitet in den Branchen des "Neuen Marktes", sie ist aber an den Universitäten genauso zu finden wie in anderen Ausbildungsberufen.

Lindner glaubt an Netzwerke, an Projekte, die parteiübergreifend funktionieren können. Politik könne auch anders entstehen. Wer Verantwortung für seinen eigenen kleinen Bereich übernimmt, für Freunde, für die Familie, der werde dies womöglich auch in der Politik umsetzen können. Das hat etwas mit Bürgersinn zu tun.

Sein innerer Antrieb ist Optimismus. Das kann niemand so dahersagen, das muss einer schon ausstrahlen. Irgendwo muss er eine Mitte haben, wo die Kraft herkommt, woraus sich der Optimismus speist. Er ist jung, aber er hat schon Ruhe. Er geht auf Menschen zu. Er sagt: "Hallo, vorhin haben wir uns noch auf dem Parkplatz gesehen. Und jetzt sind wir hier. Sie sind doch der soundso." Aber der andere war gar nicht auf dem Parkplatz und ist verblüfft. Lindner ist das nicht peinlich.

Er kann auch ein paar Phrasen dreschen. Ein paar nette Worte in die Runde werfen, Carlo Schmid oder Sloterdijk zitieren. Dann guckt er, als wäre es das Normalste der Welt, mit seinen 21 Jahren abgezockte Politikerstatements von sich zu geben. Er sagt dann so etwas wie, na ja, so spreche er doch auch mit seiner Freundin. Aber er grinst dabei. Ein bisschen abgezockt ist er wohl schon.

Lindner wohnt in Wermelskirchen. Das liegt nahe bei Köln. Dort war er Schulsprecher an seinem Gymnasium und hat sich ausgerechnet für die FDP entschieden. Weil sie weltoffen sei, sagt er, und man fürchtet schon wieder ein bisschen die Phrase. Doch Lindner kann es erklären. Und es hat tatsächlich etwas mit Liberalismus zu tun, mit dem festen Glauben an die eigenen Tugenden.

Dieser neue Politiker wird vielleicht nicht alt in der Politik. Er will es auch gar nicht, sagt er. Berufspolitiker? Nein, das ist nichts für ihn.

Nun sitzt er aber erst einmal im Landtag. Es macht ihm Spaß. Spaß ist auch so ein Schlüsselwort für ihn. Aber es steht nie allein. Arbeit, Verantwortung und Spaß. Das passt. Und Karriere? Vielleicht. Vielleicht aber nicht in der Politik. Lindner betont gerne, dass er nicht nach Berlin schaue. Bundespolitik interessiere ihn nicht. Aber er lächelt schon wieder ein bisschen dabei. Ohne rot zu werden.

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