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© dpa

FDP: Wolfgang Kubicki: Bis auf die Schwarte

Der Kieler FDP-Politiker Wolfgang Kubicki empfiehlt seiner Partei, die Union nicht mehr zu schonen.

Gemäß dem Motto „Wo die Pauke geschlagen wird, da spielt die Musik“ hat der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Kubicki in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ kräftig auf das Instrument eingehauen und ein lautes Echo erzeugt. Unter anderem hatte Kubicki zu einem Rundumschlag gegen den Koalitionspartner Union ausgeholt. Unterdessen heizte er auch die Debatte um die eigene Parteispitze an.

Wochenlang stand FDP-Chef Guido Westerwelle mit einer rhetorisch scharfen Zunge im medialen Fokus – für einen Tag hat nun das 58-jährige liberale Nordlicht mit seinen Äußerungen den eigenen Parteivorsitzenden in den Schatten gestellt. Der Strafverteidiger aus Kiel kündigte an, nach einem erfolgreichen Abschneiden der FDP bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen müsse sich Kanzlerin Angela Merkel „eine warme Winterjacke“ zulegen: „Wir werden die Union nicht schonen.“

Zum künftigen Verhältnis gegenüber der CSU meinte der FDP-Politiker, seine Partei werde mit einem Rückenwind aus der NRW-Landtagswahl jede Hemmung fallen lassen. „Bis auf die Schwarte“ werde man auf die CSU eindreschen. „Als Ersten“ werde sich die FDP den CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt vornehmen – nach dem Motto: „Feuer frei von jedem. Ich freue mich schon auf jede Sottise.“ Ganz wie ein Dampfplauderer plädiert Kubicki dafür, mal CSU-Chef Horst Seehofer in Sachen Umstellung des Gesundheitssystems zu fragen: „Hat Ihre Abneigung gegen die Kopfpauschale auch damit zu tun, dass Ihre Familienplanung etwas aus dem Ruder gelaufen ist?“ Bayerns FDP-Vizeregierungschef Martin Zeil hat sich für diese Worte bei Seehofer persönlich entschuldigt.

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt kochte dagegen vor Wut: „Dem Kubicki ist wohl die Schweinegrippe aufs Gehirn geschlagen. Für solche politischen Quartalsspinner wie Kubicki kann sich die FDP nur schämen.“ Zum Schweinegrippeanwurf des Mannes aus Bayern erwiderte Kubicki: „An der Reaktion des CSU-Generalsekretärs sieht man deutlich, dass die CSU keine Ahnung hat: BSE schlägt aufs Gehirn, nicht die Schweinegrippe.“ Der CDU-Landtagspräsident in Kiel, Torsten Geerdts, nannte Inhalt und Wortwahl Kubickis indiskutabel.

Aber Kubicki mäkelte auch an Guido Westerwelle und dessen Wortwahl herum. Er habe ihn kürzlich angerufen und darauf aufmerksam gemacht: „Deine Sprachmuster, Guido, auf die musst du aufpassen.“ In Gesundheitsminister Philipp Rösler und dem FDP-Generalsekretär Christian Lindner sieht der Spitzenliberale aus Schleswig-Holstein im Übrigen geeignete Personen, die mal Westerwelles Nachfolge antreten könnten. Derzeit sei ein Führungswechsel aber kein Thema, sagte Kubicki dem „Hamburger Abendblatt“.

Dem nordrhein-westfälischen FDP- Chef Andreas Pinkwart attestierte Querdenker Kubicki, er habe keinen Arsch in der Hose. Auf ähnliche Weise griff er auch die Staatsministerin im Auswärtigen Amt und Bundesvorstandskollegin Cornelia Pieper an. Aus den liberalen Reihen meldete sich aus Berlin daraufhin Parteisprecher Wulf Oehme zu Wort und bezeichnete die deftigen Sprüche im Stammtischjargon als „merkwürdige Einzelmeinung“.

Zuletzt hatte Schleswig-Holstein mit dem schmuddeligen Dauerzank zwischen CDU-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und SPD-Oppositionsführer Ralf Stegner von sich Reden gemacht. Der Streit war sogar beim Landgericht in Hamburg gelandet. Angesichts der Verbalattacken Kubickis stieg der Vorsitzenden der schleswig-holsteinischen Grünen, Eka von Kalben, jetzt die Zornesröte ins Gesicht: „Nach den peinlichen Männerfehden erleben wir nun die Fortsetzung in den geschmacklosen Respektlosigkeiten durch Herrn Kubicki. Für diese Schamlosigkeit fehlen mir weitere Worte.“

Der so sehr Gescholtene tat unterdessen vollkommen unschuldig: „Alle, die das gelesen haben, finden das gut.“

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