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Finanzen: Machtwechsel bei der Hausbank des Bundes

Wenn Ingrid Matthäus-Maier am 1. Oktober die KfW Bankengruppe übernimmt, steht die einstige Finanzpolitikerin an der Spitze eines der einflussreichsten Institute des Landes.

Frankfurt/Main - Die Staatsbank wurde einst zur Finanzierung des Wiederaufbaus des zerstörten Deutschlands gegründet. Der Job ist längst erledigt. Die Bank aber ist immer noch da und gehört inzwischen zu den zehn größten Finanzadressen des Landes. Vom noblen Frankfurter Westend aus engagiert sich die frühere Kreditanstalt für Wiederaufbau in der Entwicklungshilfe, finanziert Solardächer und Mittelständler, gibt Kredite an Studenten und springt ein, wenn der Bund für ein paar Milliarden Telekom-Aktien oder Schulden an der Börse verkaufen will, um Haushaltslöcher zu stopfen.

Kein Wunder, dass die Besetzung des Chefpostens bei der KfW eine heikle Angelegenheit war. Nicht nur, dass der derzeitige Vorstandssprecher Hans Reich, dessen Vertrag Ende September ausläuft, wenig geneigt war, abzutreten. Es ging um Parteiproporz, auch wenn die Bank gerne ihre Autonomie in dieser Frage betont. Was eigentlich geräuschlos über die Bühne laufen sollte, sorgte so Ende vergangenen Jahres für wochenlanges Getöse zwischen Union und SPD: CSU-Wirtschaftsminister Michael Glos wollte den Vertrag des CDU-nahen Bankers Reich verlängern. SPD-Finanzminister Peer Streinbrück machte sich dagegen für seine Parteifreundin Matthäus-Maier stark.

Unterkühlter Vorgänger

Dass sie in dem mit harten Bandagen geführten wochenlangen Machtkampf als Politikerin dargestellt wurde, die wenig Ahnung vom Bankgeschäft hat, verletzte die 61-jährige damals tief. "Ich hätte mich deutlicher wehren müssen", sagt sie rückblickend. Zwar war der studierten Juristin die Rolle als Bankerin nicht auf den Leib geschnitten. Dennoch hat sich die einstige Finanzpolitikerin in den sieben Jahren im KfW-Vorstand beharrlich weiter nach oben gearbeitet. Das Verhältnis zu ihrem Vorgänger Reich, der am Montagabend feierlich verabschiedet werden sollte, galt dabei stets als ein wenig unterkühlt.

Mit dem Führungswechsel von Reich zu Matthäus-Maier steht die Hausbank des Bundes auch vor einem Kulturwandel. Während Reich, der - so spötteln Beobachter - die Bank als Ein-Mann-Show führt, eine betonte Distanz pflegt und Wert auf Privilegien legt, sucht die 61-jährige Mutter von zwei Kindern die Nähe zu ihren Mitarbeitern. Starallüren sind ihr fremd. In Zukunft solle die "Gesamtleistung der KfW" mehr herausgestellt werden, kündigt Matthäus-Maier an. (Von Katharina Becker, AFP)

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