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Politik: „Firmen plündern Kongo“

UN-Sachverständige: Auch deutsche Konzerne beteiligt

Nairobi. Afrikas drittgrößtes Land, Kongo, wird nach Angaben von UN-Experten unter Mitwirkung von internationalen Unternehmen systematisch ausgeplündert. In einer Studie, die am Donnerstag dem UN-Sicherheitsrat vorgelegt werden soll, fordern sie Sanktionen gegen 54 Unternehmen, Politiker und Militärführer.

Auf der Liste dieser 54 Personen stehen unter anderem die belgischen Unternehmer George Forrest und John Bredenkamp. Deren Geschäftspraktiken seien eine Form von Plünderei, heißt es in dem Bericht. Forrest habe im Kongo 3000 Tonnen des Edelmetalls Germanium, das für Glasfaserkabel und Satelliten genutzt wird, für einen Dumpingpreis von der staatlichen Firma Gecamines erstanden. Bredenkamp soll der Regierung in Kinshasa 400 000 Dollar für die Lizenz bezahlt haben, in den kommenden 25 Jahren 2,7 Millionen Tonnen Kupfer und 325 000 Tonnen Kobalt im Kongo zu fördern. In den von der kongolesischen Regierung kontrollierten Gebieten ist laut UN-Bericht der Minister für nationale Sicherheit, Mwenze Kongolo, für die Plündereien verantwortlich. Gemeinsam mit dem simbabwischen Paramentspräsidenten, Emmerson Dambudzo Mnangagwa, habe er in den vergangenen drei Jahren den Transfer von fünf Milliarden Dollar von den Konten der staatlichen Minengesellschaften an diverse Privatfirmen eingefädelt. Unter den Beschuldigten finden sich zudem hohe Militärs aus Ruanda, Uganda und Simbabwe, westliche Geschäftsleute und afrikanische Politiker wie der kongolesische Präsidialminister Augustin Katumba Mwanke.

In der Gruppe der 29 Firmen, die der illegalen Ausbeutung beschuldigt werden, zählen die Experten regionale Fluggesellschaften, Diamantenhändler, Bergbaugesellschaften und Finanzdienstleister in Afrika auf. Zudem nennt der UN-Bericht 85 multinationale Konzerne, die angeblich gegen Richtlinien der OSZE für Konfliktgebiete verstoßen. Darunter sind der Minenkonzern Anglo American, Barclays Bank und De Beers und fünf deutsche Firmen, darunter die Bayer AG.

Die Konkurrenz um die Rohstoffzonen des riesigen zentralafrikanischen Landes ist dem Bericht zufolge eine direkte Ursache für die seit Jahren andauernden militärischen Auseinandersetzungen, denen schon Hunderttausende von Menschen zum Opfer gefallen sind.

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