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Flüchtlinge auf dem Budapester Ostbahnhof drängen in einen Zug.

© Reuters/Laszlo Balogh

Flüchtlinge in Budapest: "Die werden uns dann doch nicht aufhalten. Oder?"

Die Polizei lässt die Flüchtlinge wieder in den Budapester Ostbahnhof. Die Menschen drängen in Züge und hoffen auf eine Weiterreise. Immer neue Gerüchte machen die Runde.

Kurz vor neun waren die Polizisten weg. Die Flüchtlinge, sie kamen sich vor wie im Film, das Happyend, es war da. Sie lagen sich in den Armen. Drängten sich an Gleis 7 und 8. Viele quetschten sich in die bereitstehenden Waggons.

Kinder lachten, ihre Mütter blickten nach oben und dankten Gott. Die vielen jungen Männer, meist aus Syrien koordinierten den Einstieg. So viele wie möglich!

Und dann erklang eine Frauenstimme mit starkem ungarischen Akzent auf Englisch: "Attention Attention! We inform all pessengers that all international trains has been canceled because of safety reasons." Alle internationale Züge fallen aus Sicherheitsgründen aus. Die Flüchtlinge fielen an Gleis 7 in ein tiefes Loch.

Adnans Blick schweift über tausende, verzweifelte, ungeduschte Flüchtlinge. Sie sind am Ostbahnhof von Budapest gestrandet, warten schon seit teilweise einer Woche auf ihre Weitereise Richtung Westen, nach Österreich und Deutschland. Sie sitzen jetzt am Bahngleise und wissen nicht weiter.

Adnan aus der syrischen Stadt Aleppo schaut auf die Menschen am Gleis. Die meisten sind wie er vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land geflüchtet. Sie sitzen gedrängt und vegetieren vor sich hin: „Was tun wir euch hier nur an?“, fragt Adnan laut. „Was tun wir uns nur an?“

Adnan ist Sohn eines ehemals reichen Händlers. Jetzt wo Syrien in Schutt und Asche, die Währung am Boden liegt, taugt der Reichtum der Familie wenig.

Adnan flüchtete aus Aleppo, weg von Assads Fassbomben, über die von der Terrormiliz "Islamischen Staat" besetzten Gebiete, das Mittelmeer, entlang der Balkanroute bis zum Bahnhof Keleti. Er dachte auch, dass es jetzt weitergeht. Kaufte sich noch schnell Proviant und Wasser für die Reise.

Was tun mit tausenden Menschen, die eigentlich nicht hier sein wollen? Abschieben? Weitereisen lassen? Den Bahnhof räumen? In Camps unterbringen?

Unter den Flüchtlingen machen stündlich neue Gerüchte die Runde. Jetzt heißt es aus den Lautsprechern, dass alle internationalen Tickets in Zügen innerhalb Ungarns gültig seien. Adnan klammert sich wie viele andere Flüchtlinge an einen neuen Masterplan: "Wir fahren an die Grenze zu Österreich und laufen weiter. Die werden uns dann doch nicht aufhalten. Oder?"

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