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Hauptsache billig, heißt das Motto, wenn Unterbringungen für Flüchtlinge entstehen.

© Britta Pedersen/dpa

Flüchtlingsunterbringung in Berlin: Möglichst billige Flüchtlingsunterkünfte - aber hohes Managerhonorar

Während weiter Flüchtlingsunterkünfte nach dem Motto "Hauptsache billig" entstehen, bezieht ein Heimbetreiber ein Spitzengehalt. Was ist das bloß für ein Signal? Ein Zwischenruf.

Ein Zwischenruf von Barbara John

Eigentlich wollte der rot-rot-grüne Senat in Sachen Flüchtlingsunterbringung kürzlich einen Befreiungsschlag demonstrieren, stattdessen musste er sich mit der gescheiterten europaweiten Ausschreibung für Betreiber der neuen Gemeinschaftscontainer und Fertighäuser herumschlagen. Man sah sich um und sah Hamburg, wo ein großer landeseigener Betrieb die Unterbringung der Wohnungslosen mit Bravour gemanagt hatte. Warum sich nicht Hilfe von dort holen? Ja, so etwas wollte Berlin auch haben, und zwar schnell, vor allem um den weiter in Sammelunterkünften hausenden Flüchtlingen ein normaleres Leben zu ermöglichen.

Also wurde das Hamburger Modell kopiert. Mehr noch: Auch das Personal aus der Hansestadt wurde für sechs bis zwölf Monate verpflichtet, um Berlin aus der Patsche zu helfen, einen dauerhaften Landesbetrieb für Flüchtlingsunterkünfte zu gründen und zu betreiben. Endlich Land in Sicht, keine Abhängigkeit mehr vom unprofessionellen Berliner Personal, mag die politische Überlegung gewesen sein. Sollte man da knausern?

Niedriger Preis einziges Kriterium

Das ließen auch die finanziellen Ansprüche des miteingekauften Hamburger Geschäftsführers nicht zu. Er verlangte für den Aufbau und die Leitung von drei Heimen (600 Menschen) mit 30 Mitarbeitern 15.000 Euro monatlich.
Genau die Summe, die er für ein Vielfaches an Verantwortung in der wohlhabenden Hansestadt erhalten hatte. Und er bekam das Geld.

Ein Gehalt, das mehr als das zehnfache des Durchschnittsgehalts der Angestellten des jeweiligen Unternehmens beträgt, ist eine Perversion der Sitten. Entsprechende Abfindungsverträge, Boni etc. ebenso.

schreibt NutzerIn prokrastes

Weil aber weitaus mehr als nur 600 Flüchtlinge schnell die Berliner Notunterkünfte verlassen sollen und müssen, werden vom Senat auch weiter private oder gemeinnützige Firmen gesucht, um vorübergehend familiengerechtere Unterkünfte zu betreiben. Die Bewerbungszeit dafür ist vorbei. Das einzige Zuschlagskriterium war – der niedrigste Angebotspreis.

Also lautet das Signal: Für Flüchtlinge ist das Billigste gerade gut genug, für den Flüchtlingsmanager das Teuerste. Mehr öffentliche Geringschätzung für die Betreuer, Sozialarbeiter und für die Ehrenamtlichen in den nicht-städtischen Heimen ist kaum denkbar.

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