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Politik: Flüssig und extrem gefährlich

Berlin - Als Flüssigsprengstoffe werden Sprengstoffe mit feinpulveriger oder flüssiger Konsistenz bezeichnet. Während etwa Plastiksprengstoff die Form einer knetbaren Masse hat, lassen sich Flüssigsprengstoffe auch in kleinste Behältnisse beliebiger Form füllen.

Berlin - Als Flüssigsprengstoffe werden Sprengstoffe mit feinpulveriger oder flüssiger Konsistenz bezeichnet. Während etwa Plastiksprengstoff die Form einer knetbaren Masse hat, lassen sich Flüssigsprengstoffe auch in kleinste Behältnisse beliebiger Form füllen. Das macht sie flexibel – und extrem gefährlich.

Bei Terroristen beliebt und relativ einfach herzustellen ist der Sprengstoff Tri-Aceton-Tri-Peroxid (TATP). „Man braucht zu seiner Herstellung Aceton, Wasserstoffperoxid sowie eine Säure“, sagt Hans-Jürgen Hamann vom Institut für Organische Chemie der Berliner Humboldt-Universität (HU). Es handelt sich dabei um farblose Flüssigkeiten, die, getrennt an Bord gebracht, während des Fluges zusammengemischt werden könnten. Das entstandene TATP sei sehr schlagempfindlich, könnte also beim Werfen gegen die Flugzeugwand explodieren. „Acetonperoxide verhalten sich wie Azide, die als Initialsprengstoffe wirken“ sagt Wolfgang Spyra, Professor für Altlasten an der BTU Cottbus. Aus hundert Gramm Sprengstoff entwickelten diese „kalten Explosivstoffe“ hundert Liter Gas. Die zerstörerische Kraft speise sich nicht aus Hitze und Feuer, sondern aus der starken Druckwelle.

Können nun die einzelnen Bestandteile, aus denen TATP entsteht, bei Sicherheitskontrollen entdeckt werden?

Für Flüssigsprengstoffe gibt es spezielle Detektoren. Sie kamen aber in Großbritannien bisher ebenso wie Spürgeräte, die Ausdünstungen bekannter Sprengstoffe erkennen, aber nur in speziellen Verdachtsfällen zum Einsatz. Sicherheit gibt es derzeit also nur, wenn Flüssigkeiten überhaupt nicht mehr an Bord gebracht werden dürfen. Ausnahme könnte Babymilch sein, von der jedoch bei der Kontrolle getrunken werden muss, um die Ungefährlichkeit zu beweisen. Doch ist das überhaupt ein sinnvoller Test? Ist der Genuss der Substanzen tatsächlich mit auffälligen Reaktionen verbunden? „Es dürfte zu akuten Symptomen kommen“, sagt HU-Chemiker Hamann. Salzsäure wirke so stark ätzend, dass man sie nicht ohne Schaden zu nehmen schlucken könne. Ähnliches gelte für Wasserstoffperoxid. Auch Aceton sei nur schwer trinkbar. Das Trinken der als Babymilch ausgegebenen Flüssigkeit sei also ein brauchbarer Test, sagt der Chemiker.

Paul Janositz

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