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Der Schriftsteller Alfred Grosser spricht in Frankfurt am Main im Rahmen der Gedenkstunde zur Erinnerung an die Ereignisse der Pogromnacht 1938 in der Paulskirche.

© dapd

Frankfurter Paulskirche: Grosser bekräftigt Kritik an Israel

Als der Publizist Alfred Grosser in der Frankfurter Paulskirche zum Gedenken an die Pogromnacht von 1938 spricht, spricht er auch über seine Kritik an Israel. Aber der befürchtete Eklat bleibt aus.

Ohne den vielfach erwarteten Eklat ist am Dienstag die Gedenkfeier zur Reichspogromnacht in der Frankfurter Paulskirche zu Ende gegangen. Der deutsch-französische Publizist Alfred Grosser mahnte zwar in seiner Rede, das Leid der Palästinenser nicht zu vergessen, verzichtete aber auf Attacken gegen Israel. Auch der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, der Grosser vor Tagen Hass gegen Israel vorgeworfen und als Redner eine Fehlbesetzung genannt hatte, hielt eine eher nachdenkliche Rede. Anschließend reichten sich beide Kontrahenten die Hände.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Gedenken an die Opfer der Nationalsozialisten, die in der sogenannten Reichskristallnachtam 9. November 1938 in ganz Deutschland Synagogen angezündet und willkürlich Juden verhaftet hatten. In den Reden gab aber auch viele Bezüge zur Gegenwart.

Graumann sprach vor Grosser und zu Beginn seiner Ausführungen sagte, schon unter günstigeren und entspannteren Umständen an dieser Stelle geredet zu haben. Die Bedenken der Jüdischen Gemeinden gegen den Publizisten seien nicht ausgeräumt, fügte er hinzu, ohne Grossers Namen zu nennen. Der Gedenktag sei aber „kein Spektakel“, es werde keinen Knall und keinen Eklat geben. Den Großteil seiner Rede widmete der designierte Nachfolger Charlotte Knoblochs an der Spitze des Zentralrats anderen Themen: Er forderte das Verbot der NPD wieder auf die Tagesordnung zu setzen, warf der deutschen Wirtschaft übereifrige Geschäfte mit dem Iran vor, dessen Präsident zur Vernichtung Israels aufrufe, und plädierte dafür, dass sich Juden nicht nur als Opfer, sondern selbst mehr als lebensbejahende Menschen darstellen sollten.

Grosser wiederum sprach über die demokratische Entwicklung Deutschlands nach dem Krieg und lehnte den Begriff der Kollektivschuld entschieden ab. Gegen Ende seiner Rede verteidigte er in milden Worten seine kritische Haltung zu Israel, das er zur westlichen Gemeinschaft zähle. Wer Werte vermitteln wolle, müsse sie aber auch vorleben. Grosser erwähnte die Palästinenser und sagte, man müsse immer auch an das Leid der anderen zu denken, sei wichtiger für den Frieden als Waffen, fügte der 85-Jährige hinzu. (dapd)

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