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Frankreich: Das Rennen ist eröffnet

Fünf Monate vor den Präsidentschaftswahlen hat Innenminister Nicolas Sarkozy seine Kandidatur offiziell angekündigt. Auch Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie steht vor einer Kandidatur.

Paris - Der gerade 74 Jahre alt gewordene Amtsinhaber Jacques Chirac schließt eine Kandidatur für ein drittes Mandat nicht aus. Weitere Bewerbungen gelten als möglich. Eine Mehrheit der Franzosen erwartet derzeit letztlich ein Duell zwischen Sarkozy und der gerade nominierten Kandidatin der Sozialistischen Partei (PS), Ségolène Royal.

"Meine Antwort ist Ja", sagte der 51-jährige Chef der Regierungspartei UMP auf die Frage, ob er Kandidat für den Elysée-Palast sei. "Ich fühle die Kraft, die Energie und die Lust, eine andere Vision Frankreichs vorzuschlagen." Auf Fragen nach seinen Vorstellungen verwies er unter anderem auf das UMP-Programm und "Werte der Rechten und des Zentrums". Sarkozy beharrte auf seiner umstrittenen Forderung nach einem "Bruch" ("rupture"). Er verband diese mit der berühmten Formel des sozialistischen Staatschefs François Mitterrand von der "ruhigen Kraft" ("force tranquille") und wählte sich nun einen "ruhigen Bruch" als Motto.

Sozialisten-Chef François Hollande warf Sarkozy vor, er sei seit viereinhalb Jahren an der Macht und stehe politisch in der Nachfolge von Chirac - folglich könne er keinen "Bruch" verkörpern. Der Innenminister sei zudem nicht "ruhig", sondern "in ständiger Bewegung und Agitation", sagte Hollande im RTL-Radio. Wie der Grünen-Politiker Noël Mamère forderte Hollande den Rückzug Sarkozys aus der Regierung, zumal er als Innenminister zugleich Organisator der Wahl sei. Sarkozy selbst sagte, er wolle das Amt spätestens zur Wahl niederlegen. Der erste Urnengang steht am 22. April an, das Stechen der beiden Bestplatzierten am 6. Mai.

Royal und Sarkozy favorisiert

Einer Umfrage für den Mobilfunkbetreiber Orange zufolge erwarten 59 Prozent der Franzosen eine Stichwahl zwischen Royal und Sarkozy. Dabei sagten 36 Prozent der fast tausend Befragten dem Meinungsforschungsinstitut BVA, sie könnten sowohl für den einen als auch für den anderen stimmen. 22 Prozent wollten "sicher" für Royal stimmen, weitere 46 Prozent nannten diese Wahlentscheidung "wahrscheinlich". Damit hat Royal derzeit ein Wahlpotenzial von 68 Prozent. Die Werte für Sarkozy sind 19 und 39 Prozent, also zusammen 58 Prozent. Der seit 1995 amtierende Staatschef Chirac will bis zum 31. März bekannt geben, ob er sich noch einmal zur Wahl stellt. Umfragen zufolge hätte er derzeit keine Chance, wiedergewählt zu werden.

Bewerber um die UMP-Präsidentschaftskandidatur müssen sich bis Jahresende melden. Die 300.000 Parteimitglieder entscheiden dann per Internet in einer Urwahl, welcher Kandidat die Regierungspartei vertreten soll. Die Kür Sarkozys auf einem Sonderparteitag am 14. Januar gilt als sicher. Alliot-Marie hoffe in der Urwahl allenfalls auf "zwischen 15 und 25 Prozent der Stimmen", sagten Vertraute der Ministerin dem Pariser "Figaro". Regierungschef Dominique de Villepin wird nach Angaben von Vertrauten nicht innerhalb der UMP antreten. Dasselbe gilt für Sozialminister Jean-Louis Borloo; dieser schließt aber eine Bewerbung für die mit der UMP verbundene Radikale Partei (PR) nicht aus. (tso/AFP)

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