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Frankreich: Ex-Gesundheitsministerin: AKW-Pannen sollen banalisiert werden

Die Polizei hat das Büro des entlassenen Direktors des Pannen-Reaktors von Tricastin durchsucht. Warum? Es besteht der Verdacht auf Vertuschung. Die Ex-Gesundheitsministerin spricht sogar von einer "konzertierten Aktion, um Atomzwischenfälle zu banalisieren".

Nach einer Pannenserie in mehreren französischen AKWs besteht Verdacht auf Vertuschung von Informationen. Die Polizei habe das Büro des inzwischen entlassenen Direktors der Anlage von Tricastin bei Avignon durchsucht und zahlreiche Unterlagen sichergestellt, berichtete die Zeitung "Le Parisien".

Die Ermittler wollten herausfinden, ob die gesetzlich vorgeschriebenen Abläufe eingehalten worden seien, schreibt die Zeitung. Die Chefin des Atomkonzerns Areva, Anne Lauvergeon, hatte bereits eingeräumt, dass die Öffentlichkeit eher hätte informiert werden sollen. In der Anlage von Tricastin waren vor gut zwei Wochen 74 Kilogramm Uran aus einem beschädigten Überlaufbecken in die Umwelt gelangt.

Zudem wird in Tricastin weiter ermittelt, warum unabhängig von der ersten Uran-Panne 100 Angestellte bei einer Kontrolluntersuchung am Mittwoch erhöhte Strahlenwerte aufgewiesen haben. Die Belastung sei gering gewesen. Sie habe etwa 0,5 Millisievert betragen, wobei der Grenzwert bei 20 Millisievert liegt. Eine erneute ärztliche Kontrolle habe ergeben, dass die Strahlenbelastung nur noch "winzig" sei, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Die Angestellten hätten ihre Arbeit wieder aufgenommen.

Stilllegung von Fessenheim gefordert

Ex-Gesundheitsministerin Corinne Lepage sprach von einer "konzertierten Aktion, um Atomzwischenfälle zu banalisieren". "Im Zuge der geplanten Fusion zwischen Areva und Alstom will man die Franzosen daran gewöhnen und ihnen zeigen, dass es sich lediglich um harmlose Zwischenfälle handelt", sagte Lepage.

Unterdessen forderte der Trinationale Atomschutzverband (TRAS) die Stilllegung des Atomkraftwerks im elsässischen Fessenheim. Das Atomkraftwerk laufe "nach veralteten und überholten Sicherheitsvorschriften", heißt es in einem Schreiben an die französischen Ministerien für Umwelt und Wirtschaft. Der deutsch-französisch-schweizerische Verband kritisiert unter anderem die fehlende Erdbebensicherheit des Kraftwerks sowie den "kritischen Zustand" der dienstältesten Anlage in Frankreich, die seit 1977 in Betrieb ist. (ae/dpa)

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