zum Hauptinhalt

Frankreich: Hunderttausende Beamte streiken gegen Sarkozys Reformen

Ein Jahr nach dem Amtsantritt von Präsident Nicolas Sarkozy haben Lehrer und Beamte aus Protest gegen seine Reformen den öffentlichen Dienst in Frankreich lahmgelegt. Sarkozy gilt als der unbeliebteste Präsident Frankreichs nach einem Jahr im Amt.

Wie die französische Regierung mitteilt, seien 730.000 von 2,5 Millionen Beamten der Zentralverwaltung Donnerstag in den Streik getreten. Die Gewerkschaften nennen deutlich höhere Zahlen. Darüber hinaus waren auch Beschäftigte in Krankenhäusern, bei Kommunen und Staatsfirmen dazu aufgerufen, gegen zehntausende Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst zu protestieren. Landesweit fanden mehr als hundert Demonstrationen statt.

Laut der Gewerkschaft CGT lag die Beteiligung an dem Streik um zehn bis 20 Prozent über dem letzten großen Streiktag der Beamten im Januar. In Paris demonstrierten mehrere tausend Menschen unter dem Motto "Zusammen, um den öffentlichen Dienst zu verteidigen und zu verbessern". In den Schulen, wo dieses Jahr 11.200 Stellen wegfallen sollen, beteiligten sich laut Gewerkschaften fast zwei Drittel der Lehrer; das Bildungsministerium sprach von einem Drittel bis knapp der Hälfte. Wie schon in den vergangenen Wochen gingen auch tausende Schüler aus Protest gegen die Stellenstreichungen auf die Straße, teils unterstützt von ihren Eltern.

Bildungsmnister Xavier Darcos verteidigte die Einschnitte im Schulbereich. Im Bildungsssektor gebe es 1,2 Millionen Beamte, sagte er im Sender Canal+. "Einige tausend mehr oder weniger lösen die Probleme nicht." Darcos verweist regelmäßig darauf, dass in Frankreich die Schülerzahlen sinken und das Land trotz verhältnismäßig vieler Lehrer in internationalen Bildungsvergleichen schlecht abschneidet.

Unbeliebter Präsident

Sarkozy hatte sein Amt am 16. Mai vergangenen Jahres mit hervorragenden Umfragewerten angetreten. Inzwischen ist er jedoch der unbeliebteste Präsident Frankreichs nach einem Jahr im Amt. Meinungsforscher führen das auch darauf zurück, dass die Franzosen von den bisherigen Ergebnissen seiner Reformen enttäuscht sind. Im Kampf gegen das chronische Haushaltsdefizit will Sarkozy im öffentlichen Dienst ab kommendem Jahr eine von zwei Stellen nicht neu besetzen, die durch Abgänge in den Ruhestand frei werden. Dieses Jahr sollen bereits 22.900 Beamtenposten wegfallen.

Betroffen vom Streik waren auch der öffentliche Rundfunk und der staatliche Wetterdienst. Bei der Bahn und in Nahverkehrsbetrieben wurde nicht gestreikt. Dort wollen die Beschäftigten am Donnerstag kommender Woche aus Protest gegen die Verlängerung der Rentenbeitragszeiten die Arbeit niederlegen. (cp/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false