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Frankreich: Neuerliche Gewalt in Pariser Vorstädten

In den Pariser Vorstädten bleibt es unruhig. Nach Angriffen auf die Polizei durchsuchte ein Großaufgebot mehrere Sozialwohnungen. Die Empörung unter den Bewohnern ist groß.

Paris - Ein Großeinsatz der französischen Polizei in einem Pariser Vorort hat wegen gewaltsamer Übergriffe Empörung bei den dortigen Bewohnern ausgelöst. Rund hundert Beamte stürmten im Morgengrauen mehrere Wohnungen in Les Mureaux westlich der Hauptstadt, um mutmaßliche Teilnehmer von Angriffen auf Polizisten vom Sonntag zu fassen. Bei der Aktion, an deren Ende eine einzige Festnahme stand, seien er und sein Bruder von den Polizisten auf den Boden geworfen und mit Füßen getreten worden, erzählte der 17-jährige Adama. Er hatte einen Bluterguss im Gesicht, der angeblich von einem Schlagstock stammte. Ähnliche Anschuldigungen gab es von anderen Familien aus dem Sozialwohnungsviertel, bei denen es "irrtümlich" Hausdurchsuchungen gab.

Die Polizei hatte die Aktion auf der Suche nach fünf Verdächtigen gestartet. Sie sollen an den Angriffen auf Beamte vom Sonntag teilngenommen haben, bei denen ein Polizeiauto in Flammen aufging und sieben Polzisten verletzt worden waren. Presse und Rundfunk waren von der Durchsuchungsaktion am Mittwoch in der "Cité des Musiciens" verständigt worden, die vor knapp einem Jahr ein Brennpunkt bei den Vorstadtunruhen in Frankreich gewesen war. Die Polizeiführung im Département Yvelines kündigte eine Untersuchung zu dem Einsatz an.

Sarkozy setzt auf harte Linie

Erst Mitte September waren zwei Bereitschaftspolizisten in der Pariser Vorstadt Corbeil-Essonnes von mehreren Bewohnern angegriffen und schwer verletzt worden. Von der Polizei und dem konservativen Innenminister Nicolas Sarkozy zunächst als regelrechter Hinterhalt durch Vorstadt-Jugendliche dargestellt, gehen die Ermittler inzwischen von einem spontan erfolgten Übergriff und nicht einer geplanten Tat aus. Sarkozy, der im kommenden Jahr Präsident werden will, setzt auf eine harte Linie gegen die Gewalt in den Vorstädten, was aus Sicht linker Kritiker aber genau das Gegenteil bewirkt.

Die konservative Zeitung "Le Figaro" verwies auf Zahlen des Innenministeriums, wonach im ersten Halbjahr 2458 Polizeibeamte im Dienst verletzt wurden - deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum. Übergriffe gerade durch Jugendliche häufen sich demnach. "Die Lage hat sich seit dem Herbst 2005 nicht wirklich verändert", sagte der Soziologe Sebastian Roche der Zeitung. "Man kann sogar sagen, dass das Niveau der Feindseligkeit gestiegen ist." (tso/AFP)

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