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Politik: Freie Hand

Von Robert Birnbaum Jürgen W. Möllemann – ein Antisemit?

Von Robert Birnbaum

Jürgen W. Möllemann – ein Antisemit? Aber lieber Herr Beckmann! „Ignatz Bubis dreht sich im Grabe um“, sagt Möllemann mit treuem Aufschlag seiner blauen Augen. Bubis, mit dem er doch befreundet gewesen sei! Möllemann schüttelt verständnislos den Kopf. „Ich bin ein freier Mann in einem freien Land und lasse mich nicht in eine Ecke schieben.“ Reinhold Beckmann blättert derweil in seinen Zetteln nach dem nächsten Zitat, das er dem FDP-Vize entgegenhalten kann.

Möllemann selbst hat keinen Zettel. Mit dem talkenden Polit-Amateur wird ein Profi freihändig fertig. Beckmann müht sich am Montagabend in seiner Fernsehshow redlich, empört zu sein, hat aber offenkundig nicht wirklich begriffen, wo der Skandal steckt.

So hat Möllemann freie Bahn für seine Botschaft vom Tabubrecher, dessen Gegner allesamt verdächtig sind. Michel Friedman etwa sei doch in der CDU und Paul Spiegel, der Präsident des Zentralrats der Juden, in der SPD: „Kann es nicht sein, dass die mit Blick auf die Wahlen etwas machen, was auch nicht fair ist? Nur um die FDP kleinzukriegen?“ So wie der Kanzler mit seinen 33 Umfrageprozenten, „dieser Knilch"? Möllemann guckt wieder treu. Nur einmal wird er unsicher: als der Hans-Dietrich Genscher fällt. „Sein Urteil ist mir wichtig“, sagt er, und dass Genscher und er „aktuell anderer Meinung“ seien.

Wer gut hinhört, der hört dabei die Stimme von Jürgen Möllemann zittern. Reinhold Beckmann hört nicht gut hin. Er blättert in seinen Zetteln.

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