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Beten und arbeiten in der Bischofskonferenz. Die deutschen Bischöfe wollen unter anderem die Frauen im Kirchendienst deutlich stärken. Foto: Uwe Zucchi/dpa

© dpa

Politik: Freiheit, die sie sich nehmen

Die katholischen Bischöfe sprechen über die Pille und die Zeit nach Benedikt – hoffnungsvoll.

Wer das Gelände des Trierer Kongresszentrums betreten wollte, in dem die deutschen katholischen Bischöfe bis Donnerstag tagten, musste an Polizisten in schusssicheren Westen vorbei und seinen Ausweis zeigen. Muss die Kirche vor der Bevölkerung geschützt werden? Ist doch was dran an der Katholikenphobie und der „Pogromstimmung“ gegen die Kirche, die einige Bischöfe ausgemacht haben?

Man hatte Sorge, dass die Vollversammlung der Bischofskonferenz von massiven Demonstrationen begleitet sein könnte, ist zu hören. Doch vor den zwei Dutzend Männern und Frauen des „Aktionsbündnisses Aufklärung“, die am Dienstag in einem Protestmarsch vors Tagungshotel zogen, musste sich niemand fürchten: Viele waren altgediente Mitarbeiter der Kirche, die ihre Erfahrungen haben wütend und traurig werden lassen. Geduldig warteten sie, ob sich ein Bischof blicken ließe.

Doch die waren zu beschäftigt. Hatten ein Gebetsfestival zu planen, ein neues Gesangbuch vorzustellen, und ja, am Rande ging es auch um die Frage, wie die Zukunft der katholischen Kirche aussehen könnte, wenn der deutsche Papst weg ist, wenn die Kluft zwischen dem Leben der Menschen und der eigenen Lehre immer größer wird. Es sei schon bitter zu spüren, wie schwer es ist, das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen, sagte der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch. Doch an der Lehre will man trotzdem nicht rütteln. Bei der „Pille danach“ bürdet man lieber den Ärzten die Entscheidung auf. Sie sollen abwägen, ob ein Medikament abtreibend wirkt oder nicht. Nur wenn es der Verhütung dient, dürfen sie es verabreichen. Sonst nicht.

„Ich erwarte nichts mehr von der Kirche in dieser Form“, sagte Meggy Wagner beim Protestmarsch am Dienstag. Sie arbeitet seit 45 Jahren im Dienst der Kirche und fühlt sich ihr immerhin noch mit so viel Leidenschaft verbunden, dass sie ihretwegen stundenlang in der Kälte ausharrt.

Die eigene Wahrnehmung der Bischöfe ist anders. Sie sagen: Wir tun doch viel, wir wollen die Missbrauchsfälle aufklären, wir ändern uns doch! Seht her, wir wollen die Frauen fördern, sie müssen ja nicht gleich Priesterinnen werden, es gibt andere wichtige Leitungspositionen. „Das Bewusstsein wächst, dass der Kirche etwas entgeht, sozial, kulturell, vom Umgang miteinander, wenn wir die Frauen außen vor lassen“, sagt Bischof Franz-Josef Bode, der „Frauen-Bischof“ in der Bischofskonferenz. „Das Wirken von Frauen in der Kirche soll sichtbarer werden, ihr Anteil an Leitungsaufgaben, die nicht die Weihe voraussetzen, deutlich erhöht werden“, verkündete Zollitsch am Donnerstag. Man habe „konkrete Maßnahmen“ vereinbart, um mehr Frauen für eine Führungsposition zu gewinnen. Sogar eine weiche Selbstverpflichtung gibt es, und in fünf Jahren will man schauen, ob sie gewirkt hat. Vielleicht, lässt sich Zollitsch bei der Pressekonferenz entlocken, könnte es ja auch ein neues Amt für Frauen geben mit einer Art „niederen Weihe“. „In der alten Kirche gab es viele Formen des weiblichen Diakonats. Da sehen wir eine Möglichkeit der Öffnung.“

Aber vielleicht geht ja ein Ruck, eine neue Freiheit, durch die deutsche katholische Kirche, wenn der deutsche Papst geht. „Könnte sein, dass wir uns dann befreiter fühlen“, sagt ein Bischof, „weil wir dann womöglich nicht mehr so unter Beobachtung stehen.“ Doch die Freiheit, die müsse man sich auch nehmen wollen. Und da sei er sich nicht so sicher, ob seine Kollegen dafür genügend „Zivilcourage“ haben.

Claudia Keller

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