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Politik: Freundliches Schweigen

In Israel gibt es kaum kritische Stimmen zu einem Bundeswehreinsatz – die Truppe hat einen guten Ruf

Wenn Israels angesehenste Zeitung, der „Haaretz“, zu 25 Prozent an den Kölner Verlag DuMont Schauberg verkauft wird, dann regt sich nur das konkurrierende Monopolblatt „Yedioth Ahronoth“ über die Nazi-Vergangenheit des Vaters von Käufer Alfred Neven DuMont auf. „Yedioth Ahronoth“ widmet dem Thema eine Doppelseite. Wenn die Bundesregierung die Entsendung einer kleinen Marineeinheit im Rahmen der Unifil-Mission vor die Küste des Libanon beschließt, dann ist dies derselben Zeitung dagegen keine eigene Meldung wert. Nur zwei Sätze sind in einem Artikel zum gesamten Problemkomplex zu lesen. „In Deutschland wurde gestern mitgeteilt, dass keine Truppen in den Libanon entsendet werden, sondern nur eine kleine Marineeinheit zur Verhinderung von Waffentransporten aus Syrien. In Israel war klar, dass in Berlin eine harte Debatte zu diesem Thema stattfindet, und es war bekannt, dass auf alle Fälle, wenn überhaupt, nur eine kleine Einheit entsandt würde.“

Die Zeiten haben sich auch in Israel geändert. Seit Premier Ehud Olmert sich ausdrücklich deutsche Truppen im Südlibanon gewünscht hat, meldete nur ein einsamer Rufer in der Medienwüste Protest an. Es war Ex-Justizminister Joseph Tommy Lapid, ein Holocaust-Überlebender, der nach dem Zusammenbruch seiner Shinui- Partei und dem Ausscheiden aus der Politik auf der Suche nach Schlagzeilen ist. „Es wäre eine Katastrophe, wenn deutsche Soldaten Israel verteidigen müssten“, sagte Lapid. Mosche Zimmermann, Professor für deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität, ist anderer Meinung. Auch die Holocaust-Überlebenden wüssten genau zwischen Wehrmacht und Bundeswehr zu unterscheiden, so der Historiker. Deswegen dürften sie nichts gegen deutsche Soldaten im Südlibanon einzuwenden haben. Die Truppe diene ja nur der Verteidigung Israels und wäre nicht im jüdischen Staat stationiert. Damit war die öffentliche Diskussion beendet.

In den politischen Kreisen Jerusalems hätte man sich eine größere deutsche Mitwirkung gewünscht. Auf die Bundeswehr ist Verlass – anders als auf Truppen anderer Länder, so der einhellige Tenor. Auch die Bundesregierung und Deutschland gelten als zuverlässigster Partner und Freund – auch und vor allem dank des hoch angesehenen Joschka Fischer.

Israels Hoffnungen für die Unifil richten sich nun in Richtung Frankreich. Zwar liegt man mit Paris politisch nicht auf einer Wellenlänge. Groß ist aber im israelischen Verteidigungsministerium die Wertschätzung für Frankreichs Armee. Dagegen haben die Strategen in Tel Aviv ein Problem mit Unifil-Truppen, die von muslimischen Staaten entsendet werden könnten: Unifil soll nur aus Truppen bestehen, deren Heimatländer den jüdischen Staat anerkennen.

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