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Hoher Besuch. Auf den großen Boulevards in Beirut wird Benedikt XVI. schon mit vielen Plakaten willkommen geheißen. Foto: dapd

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Papstbesuch im Libanon: "Friede sei mit euch!"

Papst Benedikt XVI. besucht den Libanon – es könnte seine bislang schwierigste Auslandsreise werden.

Es ist die bisher brisanteste Reise des 85-Jährigen. Noch nie war Papst Benedikt XVI. so nah an Gewalt und Blutvergießen wie am kommenden Wochenende bei seinem dreitägigen Besuch im Libanon. Noch nie war seine Botschaft so schwierig zu kalibrieren angesichts der wachsenden Zukunftsangst der Christen, den neuen heraufziehenden religiösen Konfrontationen im Nahen Osten und dem heillosen Bürgerkrieg im benachbarten Syrien. Die großen Boulevards von Beirut sind bereits seit Tagen mit gelbweißen Fahnen des Vatikans geschmückt, Brücken mit Willkommensgrüßen in Arabisch, Französisch und Englisch drapiert. „Friede sei mit euch“, grüßen haushohe Benedikt-Plakate, die in der libanesischen Hauptstadt an Gebäuden hängen. Mehr als zehntausend Polizisten und Soldaten hat die Regierung mobilisiert.

Schließlich hat es vor zwei Wochen im Libanon noch offene Gefechte mit Dutzenden von Toten zwischen sunnitischen Assad-Gegnern und alawitischen Assad-Anhängern gegeben. Er komme im Zeichen des Friedens, erklärte das katholische Oberhaupt vergangenen Sonntag auf seinem Feriensitz Castel Gandolfo und mahnte alle Konfliktparteien, auf Dialog und Versöhnung zu setzen und nicht auf Gewalt und Konfliktverschärfung.

Wie keiner seiner Vorgänger hat Benedikt XVI. Solidarität und Sorge um die orientalischen Kirchen zu einem Schwerpunkt seines Pontifikats gemacht. Im Oktober 2010 rief er 150 Patriarchen und Bischöfe der Region zu einer Sondersynode für die östlichen Kirchen in Rom zusammen – das erste Krisentreffen dieser Art in zweitausend Jahren Kirchengeschichte. Es sollte Wege suchen aus der „dramatischen Lage“ der Christen in der Region, in der einst die Weltreligion entstand. Das Schlussdokument will der Papst am Sonntag während eines Freiluftgottesdiensts im Zentrum von Beirut feierlich den Ortskirchen übergeben. 300 000 Gläubige werden am Mittelmeer erwartet, eine stilisierte weiße Zeder formt das Podium mit dem Altar. Am Vorabend trifft sich der deutsche Pontifex mit Jugendlichen in Bkerke, dem Amtssitz des maronitischen Patriarchen.

17 Millionen Christen leben heute unter den 400 Millionen Muslimen des Nahen und Mittleren Ostens – ihre Zahl aber geht zurück. Und so war es auf der Synode vor allem wichtig, neue Wege in die Zukunft zu suchen, die eigene „Mission“ der Kirche im Orient auch angesichts des wachsenden islamischen Fundamentalismus zu überdenken. „Wir möchten als Bürger unserer Staaten alles zum Besten unserer Heimat tun. Wir möchten für mehr Freiheit und Würde, Gerechtigkeit und Gleichheit kämpfen“, sagt Pater Samir Khalil Samir, der zu den engsten Islam-Beratern des Vatikans gehört. Ohne die Christen würde die arabische Welt weiter an Weltoffenheit und Freiheit einbüßen, erläutert der Jesuit, der in Ägypten geboren wurde und in Beirut lebt. Am Samstag trifft der Papst mit führenden Köpfen der Muslime im Libanon zusammen. Und die schiitische Hisbollah hat die christlichen Bischöfe bereits wissen lassen, ihre Anhänger würden Benedikt XVI. am Freitag auf seinem Weg vom Flughafen in die Stadt mit Jubel begrüßen.

Und so ging es auf der Synode vor allem darum, neue Wege in die Zukunft zu suchen, die eigene „Mission“ der Kirche im Orient auch angesichts des wachsenden islamischen Fundamentalismus neu zu überdenken. „Wir möchten als Bürger unserer Staaten alles zum Besten unserer Heimat tun. Wir möchten zusammen mit unseren muslimischen Landsleuten einen Staat bauen, wir möchten für mehr Freiheit und Würde, Gerechtigkeit und Gleichheit kämpfen“, sagt Pater Samir Khalil Samir, der zu den engsten Islam-Beratern des Vatikans gehört. Ohne die Christen würde die arabische Welt weiter an Weltoffenheit und Freiheit einbüßen, erläutert der Jesuit, der in Ägypten geboren wurde und in Beirut lebt. Am Samstag trifft der Papst im Präsidentenpalast in Baabda mit führenden Köpfen der Muslime im Libanon zusammen, um den Wunsch nach einer engeren Kooperation zwischen den Weltreligionen zu unterstreichen. Im Gegenzug hat die schiitische Hisbollah die christlichen Bischöfe bereits wissen lassen, ihre Anhänger würden den Papst am Freitag auf seinem Weg vom Flughafen in die Stadt mit Jubel begrüßen.

Gleichzeitig ruft das Synoden-Dokument die Christen des Orients aber auch zu mehr Einigkeit untereinander auf und bestärkt sie, in ihren Geburtsländern zu bleiben. Zwei Drittel der einst 1,5 Millionen irakischen Christen haben ihre Heimat in den letzten Jahren schweren Herzens verlassen müssen. Und nun fürchten die Kirchenoberen, dem Exodus der Christen aus dem Post-Saddam-Irak könnte bald der Exodus der Christen aus dem Post-Assad-Syrien folgen. Eine päpstliche „politische Agenda“ im Blick auf Syrien werde es nicht gehen, erklärte im Vorfeld der vatikanische Nuntius in Beirut, Erzbischof Gabriele Caccia, auch wenn „das syrische Drama einen langen Schatten auf den Besuch wirft“. Anders sehen das die betroffenen Ortsbischöfe. So appellierte der in Damaskus residierende melkitisch-katholische Patriarch von Antiochien, Gregorius Laham III., an den Papst, sich als Vermittler in die syrische Tragödie einzuschalten, „die so viel Blut gekostet, so viel Schmerz und Hass angerichtet hat“.

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