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Politik: …fünf Millionen A sagen

Am Anfang steht das A. Wie in so schönen Wörtern wie Adhäsionsverschluss, Achtersteven oder Amnesie.

Am Anfang steht das A. Wie in so schönen Wörtern wie Adhäsionsverschluss, Achtersteven oder Amnesie. Gegen das Vergessen und für das Erkennen hilft das Logo. Heutzutage hat praktisch alles ein Logo. Sieht man zum Beispiel das Logo „Weltkugel mit den lateinischen Wörtern rerum cognoscere causas“ drumherum, weiß jeder sofort, aha, Der Tagesspiegel.

Oder das Logo A. Ein rotes A im schwarzen Kreis. Sofort macht es Klick im Kopf: Arbeit. Oder zumindest: Arbeitsamt. Oder etwas schmissiger und weil Amtsstuben und Arbeit vielleicht eine etwas schwierige und seltene Verbindung sind: Bundesagentur für Arbeit. Und deren Logo soll nun erneuert werden. Fünf Millionen Erwerbslose werden bald umdenken müssen. Das neue Logo wird 100000 Euro kosten. Bevor jetzt aber einer knarzig berlinert: „Dafür hammse Jeld“, sollte man sich für die arbeitenden Designer freuen und sich das alte Logo erst einmal genauer anschauen.

Das alte A war nämlich ein amputiertes A. Dann wird klar, dass es weg muss. Das linke Bein des A hörte am Knie abrupt auf. Auch sah es mit ein bisschen Fantasie wie eine Faust aus, so eine Faust, wie sie Gewerkschaftler gerne machten. Ein unterschenkelamputiertes A ist ein schlechtes Zeichen für einen entschlossenen Schritt in die Arbeitswelt. Und Gewerkschaftler sind in der modernen Welt der Arbeitslosigkeit auch eher störend. Die Bundesagentur für Arbeit, die BA ist aber ein moderner und kundenorientierter Dienstleister. Behauptet die BA auf jeden Fall.

Wie könnte nun das neue Logo aussehen? Löffelförmig? Bei A wie Arbeitsmarktreform bietet sich die Löffelform an. Wenn man kleinen Kindern etwas einlöffeln will, sagt man ja auch: „Mach doch mal A.“ Und dann öffnet sich der Mund und hinein kommt Spinat und Möhrenbrei. Oder später: Hartz IV und Ein-Euro-Job. Allerdings machen kleine Kinder nach dem A Bäh! und dann Aa. Zu Ende gedacht ist ein löffelförmiges Signet für die BA eher kontraproduktiv.

Realistisch wäre ein Stoppschild. Weil die BA nichts zu vermitteln hat. Aber wer will schon Realismus in der realen Tristesse? Oder aus dem A wird ein M, wie am Anfang des schönen Wortes Mogelpackung. Ein A eingebettet in einer Wolke? Luftig, aber leer? Nein, das Logo muss Optimismus ausstrahlen. Irgendwie päpstlich, schumacherartig, beckenbauermäßig. Es muss signalisieren, dass wir alles schaffen können. Es muss breitschultrig daher- kommen. Wie ein T. T ist schon die Telekom. Auch nicht gut. Ohnehin wird vermeldet, dass das alte A nur einen frischen, modernen Anstrich bekommen soll. Dann bleibt ja alles beim Alten.uem

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