zum Hauptinhalt
Rätselhafter Dampf über dem Fukushima-Reaktor 3.

© AFP

Japan hat Atomkatastrophe nicht im Griff: Fukushima qualmt – die Unruhe steigt

Wieder meldet die Fukushima-Betreiberfirma Tepco eine Dampfentwicklung über Reaktor 3. Tepco bekomme die Lage offensichtlich nicht im Griff, sagen Bärbel Höhn von den Grünen und fordert eine internationale Task Force zur Krisenbewältigung. Japan hält davon nicht viel.

Japan bekommt die Atomkatastrophe in Fukushima offenbar nicht in den Griff. Am Mittwoch hat die Betreiberfirma Tepco zum wiederholten Mal eine Dampfsäule über Reaktor 3 gemeldet. Seit dem 18. Juli berichtet Tepco fast jeden Tag über das Phänomen, das Atomexperten Rätsel aufgibt. Auch deutsche Wissenschaftler können sich den Dampf nicht erklären. „Es drängt sich keine Hypothese auf“, sagte Sven Dokter, Sprecher der Gesellschaft für Reaktor- und Anlagensicherheit, dem Tagesspiegel. Niemand könne sagen, was sich im Reaktor abspiele, welche Risiken und Gefahren davon möglicherweise ausgingen.

Die Theorie des Betreibers Tepco, dass die Dampfwolke durch angesammeltes Regenwasser entstanden sei, überzeugt Greenpeace nicht. In einem aktuellen Blogbeitrag stellt die Umweltorganisation die Frage: „Warum passiert das nicht nach jedem Regen?“ Nach Angaben von Tepco haben sich die Radioaktivitätswerte, die Temperaturen oberhalb der havarierten Reaktoren und auch alle anderen gemessenen Werte im Vergleich zu Tagen ohne Dampfsäule nicht verändert.

Tepco habe die Lage „offensichtlich nicht im Griff“, sagte Bärbel Höhn, Fraktionsvize der Grünen im Bundestag. „Die Bilder von aufsteigendem Dampf beunruhigen.“ Kurz nach der Havarie des Atomkraftwerks im Frühjahr 2011 hatte eine Wasserstoffexplosion das Dach des Gebäudes abgesprengt.

Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, sagte: „Eine solche Atomkatastrophe ist nicht unter Kontrolle zu bringen.“ Sie forderte, Japan solle sich für eine „internationale Task Force zur Krisenbewältigung in und um Fukushima“ öffnen. Aber Japan wolle sich nicht in die Karten schauen lassen.

Sylvia Kotting-Uhl, atompolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, warf dem Betreiber vor, immer nur das zuzugeben, was ohnehin nicht mehr zu verheimlichen ist. Und dann entschuldige sich Tepco einfach dafür. „Tepco kann man nichts glauben.“ Erst am Montag hatte das Unternehmen zugegeben, dass entgegen den Aussagen der vergangenen zwei Jahre doch relativ kontinuierlich radioaktives Wasser ins Meer vor Fukushima fließe. Am Mittwoch veröffentlichte Tepco zudem Messwerte der Ortsdosisleistung, also der Radioaktivität, die beim Menschen ankommt, an 25 Stellen auf dem Gelände der Atomanlagen. An sechs Stellen wurden Werte oberhalb von einem Sievert gemessen. Die Höchstdosis, die Akw-Mitarbeiter in einem Jahr in Deutschland abbekommen dürfen, liegt bei 20 Millisievert.

Japanische Behörden rechnen inzwischen mit Kosten von rund 44 Milliarden Euro, um die Schäden zu beseitigen, das ist etwa fünf mal mehr als bisher geschätzt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false