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Politik: Funkstille auf dem Piraten-Server

Razzien in Frankfurt und Berlin: Der Handel mit Raubkopien von Musik, Filmen und Spielen ist fast lahm gelegt – vorerst

Größe ist nicht alles, doch manchmal haben Zahlen eine besondere Aussagekraft. So zum Beispiel bei dem am Donnerstag in Frankfurt am Main ausgehobenen Piraten-Server, der bis zu 20 000 Hollywood-Filme und zwei Millionen Titel – von Madonna über die Fantastischen Vier bis zu den Beatles – für die kommerzielle Raubkopierer-Szene auf Abruf bereithalten konnte. „Der Vergleich mit einem Großhandel ist durchaus zutreffend, allerdings hat es sich ausschließlich um illegale Geschäfte gehandelt“, sagt Diane Gross von der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU). Ihre Einrichtung hatte die entscheidenden Hinweise geliefert, um den vermutlich größten Piraten-Server der Welt abzuschalten. Fünf Monate hatten Gross und ihre Kollegen für die Ermittlungen benötigt, sich Zugang zur Szene verschafft und den Raubkopierern am Ende mit einem Scheingeschäft das Handwerk gelegt. Nahezu zeitgleich ging der Berliner Polizei eine Raubkopierer-Bande ins Netz, die ihre Zentrale in Prenzlauer Berg hatte. Auch wenn dieser Fall nicht die Dimension von Frankfurt hat, so ging es in Berlin immerhin um Filme, pornografisches Material und Spiele für 1,2 Millionen Euro.

Der Handel mit den digitalen Raubkopien ist alles andere als ein Kavaliersdelikt. Der Musik- und Filmwirtschaft gehen durch diese Straftaten mehrere Hundert Millionen Euro im Jahr verloren. Das Aus für den Frankfurter Piraten-Server „Unreality“ hat daher eine besondere Bedeutung. Auf dem Rechner, der nur dem innersten Kreis der Szene bekannt war, trafen sich gerade jene Raubkopierer, die dort die soeben geknackten Filme, Spiele, Musiktitel oder Software-Produkte austauschten. Frische Titel dürften in den nächsten Monaten wohl Mangelware werden; auch auf den anderen Servern ist Ruhe eingekehrt.

Eine Jagd auf jeden, der im Internet einmal ein Lied herunterlädt, ist allerdings nicht geplant. Aber, so kündigt Diane Gross an: Die Ermittlungen gegen die großen Piraten-Server gehen weiter. Dabei könne es durchaus passieren, dass auch kleine Fische anbeißen – die Jungs mit ihren kleinen Kopierwerkstätten.

Die polizeiliche Verfolgung ist der eine Weg, den Kopierpiraten das Handwerk zu legen. Universal Music geht noch einen anderen, um das Tauschbörsen-Dilemma zu beenden: Von Oktober an werden, vorerst in den USA, CDs um 30 Prozent billiger. Eine derartige Preissenkung hat es in der Musikbranche seit Einführung der CD in den 80er Jahren nicht gegeben.

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