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Eine Werbung für ein Mineralwasser aus dem Jahre 2003 im Pin Up-Stil der 50er Jahre. Frauenverbände hatte sich gegen diese Werbekampage gewendet.

© dpa

Sexistische Werbung: Für ein Recht auf schlechten Geschmack

Heiko Maas möchte sexistische Werbung verbieten lassen. Bevormundet der Justizminister damit die Bürger? Ein Kommentar.

Eine junge Frau mit riesigen Brüsten hält einen Bierkasten, der mit speziellen Tragegriffen ausgestattet ist. Darüber steht die Zeile: „Da wurde doch was gemacht!“ Ist das doof? Ja. Ist das frauenfeindlich? Absolut. Muss man es verbieten? Nein.

Wenn es nach Bundesjustizminister Heiko Maas geht, wird geschlechterdiskriminierende Werbung demnächst unterbunden. Einen entsprechenden Gesetzentwurf bereitet er gerade vor. Das ist als Vorhaben schon mal merkwürdig, weil man von einem Justizminister eigentlich erwartet, dass ihm die Freiheit der Bürger wichtiger ist als deren Bevormundung. Muss man Frauen und Männer im Jahr 2016 vor der Darstellung verblödeter Werbemotive schützen? Sind die nicht reif genug, selbst einzuschätzen, welche Reklame geistreich und welche primitiv ist?

Natürlich ist es angebracht, Firmen zu kritisieren, die mit sexistischen Inhalten für ihre Produkte werben. Einer Firma, die ihr Tierfutter mit einer Bikini-Schönheit und dem Spruch „Frischfleisch für Pussy und Bello“ anpreist, gehört die Meinung gesagt. Dafür gibt es erstens mündige Kundinnen und Kunden und zweitens den Werberat, der regelmäßig Rügen ausspricht. Das reicht. Ein Gesetz braucht’s nicht auch noch.

Der Versuch, eine Geschmackspolizei zu etablieren

Besonders absurd erscheint die Begründung der SPD-Parteispitze für das Werbeverbot. Nach den Übergriffen von Köln wolle man ein „moderneres Geschlechterbild“ etablieren. Nacktheit vom Staat zu verbieten, auch wenn sie kommerziell ausgeschlachtet wird, ist aber nicht modern. Es ist im Gegenteil der sehr unmoderne Versuch, eine Geschmackspolizei zu etablieren, die den Bürgern vorschreibt, was sie für sexistisch und böse zu halten haben.

Menschen Vorschriften zu ihrem Lebensalltag machen zu wollen, ist schon den Grünen bei ihrem „Veggie-Day“ nicht gut bekommen. Obwohl ein fleischloser Tag in der Woche sicher gesund und vernünftig wäre. So wie man es nicht unbedingt traurig fände, wenn weniger Leute in der Öffentlichkeit Bier trinken würden. Aber zu einer freien Gesellschaft gehört nun mal auch das Recht auf Unvernunft – und schlechten Geschmack bei der Werbung.

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