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G-8-Gipfel: Innen Gespräche, außen Protest

Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen beginnt heute in Heiligendamm der Weltwirtschaftsgipfel. Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft sich zunächst mit Gästen zu bilateralen Gesprächen. Mehrere tausend Globalisierungsgegner wollen vor Ort demonstrieren.

Heiligendamm - G-8-Präsidentin und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft sich im Laufe des Tages zunächst zu bilateralen Gesprächen mit US-Präsident George W. Bush, Italiens Regierungschef Romano Prodi, Russlands Präsident Wladimir Putin und Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy zusammen. Globalisierungskritiker wollen die Anreise behindern und dazu Straßen vom Flughafen nach Heiligendamm blockieren. Die Organisatoren erwarten mehrere tausend Teilnehmer.

Ein Streitpunkt des Gipfels ist das Thema Klimaschutz. Während die deutsche G-8-Präsidentschaft auf international verbindliche Obergrenzen für den Ausstoß von Kohlendioxid pocht, lehnen vor allem die USA fest vereinbarte Ziele unter dem Dach der Vereinten Nationen (UN) ab.

US-Präsident George W. Bush und sein russischer Kollege Wladimir Putin steuern zudem auf eine offene Konfrontation im Raketenstreit zu. Vor Beginn des Gipfels im Ostseebad Heiligendamm konterte Bush die Attacken Putins gegen die US-Pläne für ein Raketenabwehrschild in Mitteleuropa: Die Demokratie in Russland sei mangelhaft, sagte er in Prag. Merkel äußerte sich zurückhaltend über Chancen, den Schlagabtausch zu beenden.

Merkel zeigt sich optimistisch

Vor der Kulisse des drohenden Wettrüstens der beiden Weltmächte empfängt Merkel die Staats- und Regierungschefs aus den USA, Kanada, Japan, Russland, Großbritannien, Frankreich, Italien (G 8). Sie zeigte sich vom Erfolg des Treffens fest überzeugt. "Ich bin optimistisch, dass wir einen guten Gipfel erleben können."

Auf der Tagesordnung der Staats- und Regierungschefs stehen auch die festgefahrene Welthandelsrunde, der Schutz von Erfindungen und die sozialen Folgen der Globalisierung, gegen die Zehntausende protestierten. Am Abend kommen die Staats- und Regierungschefs mit ihrem Partnern auf Einladung Merkels auf "Gut Hohen Luckow" zwischen Rostock und Bad Doberan zu einem gemeinsamen Abendessen zusammen. Das Treffen in Heiligendamm ist der Höhepunkt der deutschen G-8-Präsidentschaft, die noch bis Ende des Jahres läuft. Der Gipfel wird vom größten Polizeieinsatz in der Geschichte der Bundesrepublik begleitet - insgesamt sind 16.000 Beamte im Einsatz.

G-8-Gegner empfangen Bush

Am Dienstagabend demonstrierten rund 1000 Menschen am Flughafen Rostock-Laage zur Ankunft von Bush. Direkt am Medienzentrum des Gipfels in Kühlungsborn haben am Abend rund 150 Teilnehmer protestiert. Unterdessen wurde bekannt, dass nach den schweren Ausschreitungen bei der Anti-G-8-Demonstration am Samstag von den 433 verletzten Polizisten nur zwei stationär im Krankenhaus aufgenommen wurden. Ein Sprecher der G-8-Polizeieinheit bestätigte am Dienstagabend eine entsprechende Meldung der Zeitung "Junge Welt".

Der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Fritz Kuhn, kritisierte unterdessen Merkel: "Nach eineinhalb Jahren große Koalition muss man feststellen, dass der Schmusekurs von Kanzlerin Merkel gegenüber US-Präsident George W. Bush gescheitert ist", sagte Kuhn dem Tagesspiegel. Das Verhältnis zwischen Europa und den USA werde "nicht durch Liebedienerei gegenüber Herrn Bush gestärkt, sondern durch Widerspruch". SPD-Generalsekretär Hubertus Heil bezeichnete die Vorschläge des US-Präsidenten zum Klimaschutz in der "Badischen Zeitung" als "erbärmlich".

Zum Beginn des Gipfels sollen am frühen Abend in rund 1000 Kirchen in ganz Deutschland die Glocken läuten. Zudem soll es Andachten unter dem Motto "Acht Minuten für Gerechtigkeit" geben. Dabei soll symbolisch ein "Heiliger Damm des Gebets" errichtet werden, der entlang der Ostsee von Flensburg bis Usedom reicht. Man bete für einen friedlichen Verlauf des Gipfels und dafür, dass sich alle Regierungsvertreter ihrer Verantwortung bei der Bekämpfung der Armut stellen, sagte Kirchensprecher Ralf Göttlicher. Auf dem parallel laufenden Kirchentag in Köln sollen 300 Kerzen entzündet werden, die Kirchentagspräsident Reinhard Höppner am vergangenen Sonntag aus einem Gottesdienst im Doberaner Münster in die Rhein-Metropole mitgenommen hatte. (mit dpa)

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